KURZ & KNAPP
Bitcoin pendelt um 91.000 US-Dollar und steht laut Charttechnik an einem kritischen Unterstützungsbereich, waehrend Hebel-Positionen fuer starke Ausschlaege sorgen. Parallel blickt der Markt auf die anstehende Fed-Sitzung, bei der eine Zinssenkung um 25 Basispunkte als nahezu sicher gilt. Entscheidend wird, ob Jerome Powell einen „dovish“ oder „hawkish Cut“ signalisiert und wie die Anleihemaerkte darauf reagieren. Im Umfeld bleibt die hohe Verschuldung der USA ein Belastungsfaktor fuer Renditen und Risikoaufschlaege.
Der KI-Sektor steht mit Schwergewichten wie Nvidia, Broadcom, Micron und Microsoft weiter im Mittelpunkt, waehrend eine moegliche IBM-Uebernahme von Confluent den Wettbewerb um Dateninfrastruktur verschaerft. Strategen wie Ed Yardeni stellen nach Jahren die Dominanz der „Magnificent Seven“ in Frage und rücken Finanz-, Industrie- und Gesundheitswerte sowie Small Caps staerker in den Fokus. Parallel bleiben Bitcoin-Miner wie Marathon Digital und CleanSpark sowie der hochverschuldete Proxy-Play MicroStrategy im Rampenlicht.
In Europa setzt der DAX seine Jahresendrallye fort und profitiert von einem ruhigen Volatilitaetsumfeld mit niedrigem VDAX-NEW. Aus China kommen mit einem Exportboom und einem Handelsueberschuss von ueber 1 Billion US-Dollar starke Impulse, die Rohstoffe wie Kupfer stützen. Zugleich warnt Europa vor einer weiteren Entkopplung im Handel und blickt gespannt auf zentrale Makro-Termine wie die naechste Fed-Entscheidung und wichtige Earnings von Oracle, Adobe und Broadcom.
AUSBLICK US-Märkte
Deutschland & Europa
In Europa befindet sich der DAX klar in einer Jahresendrallye und arbeitet daran, den Abwärtstrend vom Allzeithoch bei 24.200 Punkten zu überbrücken.
Oberhalb der Unterstützung um 23.530 Punkte wären kurzfristig Ziele im Bereich 24.400 bis 24.480 Punkten möglich.
Der VDAX-NEW liegt unter 17 und signalisiert damit ein ruhiges Marktumfeld, in dem eine fortgesetzte Aufwärtsbewegung im DAX statistisch begünstigt ist.
US-Ausblick
In den USA stützt der charttechnische Ausbruch des S&P 500 über das letzte Zwischenhoch das Szenario einer fortgesetzten Jahresendrallye bis Ende Dezember beziehungsweise Anfang Januar.
Solange die Erwartung einer moderaten Fed-Zinssenkungslinie nicht enttäuscht wird, bleibt das Umfeld für Aktien freundlich und Rücksetzer werden eher als Einstiegschance interpretiert.
Anleger fokussieren sich kurzfristig auf die großen Tech- und KI-Schwergewichte, sollten aber die zunehmende Marktbreite im Blick behalten, falls der Ausbruch bestätigt wird.
DIE 5 WICHTIGSTEN STORYS
Fed-Sitzung im Fokus: Zinssenkung so gut wie sicher – Anleihemärkte revoltieren
Vor der letzten Zinsentscheidung der Fed in diesem Jahr preisen die Futures-Märkte laut FedWatch-Tool mit rund 89 bis 90 % Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ein, die meisten Beobachter sehen den Schritt damit als nahezu sicher. Die eigentliche Spannung liegt jedoch in der Frage, ob Jerome Powell einen „dovish“ oder „hawkish Cut“ liefert – also ob er weitere Lockerungen signalisiert oder angesichts noch immer erhöhter Inflation eher bremst und die Fraktion der FOMC-Dissenter größer wird. Gleichzeitig zeichnen die Daten ein gemischtes Bild: Laut Mohamed El-Erian steht einem robusten Konsum ein sich verschlechternder Arbeitsmarkt gegenüber, während die jüngsten Inflationszahlen zwar leicht nachgeben, das Preisziel von 2 % aber noch nicht erreicht ist. Auffällig ist, dass der Anleihemarkt diese Erzählung nicht voll mitspielt: Die Renditen, etwa die US-Zehnjährige bei rund 4,15 %, sind im Vorfeld der Sitzung gestiegen, obwohl eine Lockerung bevorsteht. Investoren senden damit ein klares Signal in Richtung Washington – die strukturell hohen Defizite und die noch immer über dem Ziel liegende Inflation rechtfertigen aus ihrer Sicht höhere Risikoaufschläge, was die Wirkung der Fed-Zinssenkung auf die Realwirtschaft deutlich abschwächen könnte.
Bitcoin zwischen Hebel-Liquidationen und charttechnischem Scheideweg
Bitcoin pendelt zum Wochenauftakt knapp über 91.000 US-Dollar und steht damit an einer technisch hochsensiblen Marke: Die Zone um das 0,382-Fibonacci-Retracement gilt als letzte größere Unterstützung, ein Bruch könnte eine Korrektur zurück in den Bereich der April-Tiefs um 76.000 US-Dollar und perspektivisch sogar 70.000 bis 75.000 US-Dollar auslösen. Kurzfristig hat der Markt heftige Bewegungen durch die Liquidation gehebelter Positionen gesehen, was etwa im Zertifikat VC1HCL zu massiven Kurssprüngen führte und Bitcoin auf Stundenbasis in einen gegenläufigen Aufwärtskanal innerhalb eines größeren Abwärtstrends gedrückt hat. Entscheidend ist nun, ob die Widerstandszone zwischen 93.000 und 90.800 US-Dollar nachhaltig überwunden wird; gelingt der Ausbruch und ein anschließender Break über 96.500 US-Dollar, sehen einige Analysten Raum für eine Trendfortsetzung mit mittelfristigen Zielen bei 110.000 bis 120.000 US-Dollar und stützen damit das Narrativ vom „Apex Asset“ mit Gold-Charakter. Parallel häufen sich aber warnende Stimmen: Kritiker wie Michael Burry ziehen Vergleiche zur Tulpenmanie, und die jüngste nervöse, „turbulente“ Kursentwicklung wird als Zeichen dafür gesehen, dass Bitcoin zunehmend als synthetischer Volatilitätstrade missbraucht wird. Für Aktienanleger bleiben Bitcoin-Miner wie Marathon Digital und CleanSpark sowie der hochverschuldete Proxy-Play MicroStrategy im Fokus, zumal Michael Saylor erneut kräftig akkumuliert und damit die Hebelwirkung auf künftige Kursausschläge des Coins weiter erhöht.
Künstliche Intelligenz: Nvidia, Broadcom & Co. im KI-Infrastruktur-Boom
Im Zentrum des KI-Booms steht unverändert Nvidia: Die Gewinnschätzungen werden weiter nach oben angepasst, das KGV für das kommende Jahr liegt trotz der Rallye bei rund 24, und eine vertiefte Partnerschaft mit OpenAI gilt als nahezu ausgemacht – auch wenn Kritiker wie Michael Burry von „Chips auf Halde“ sprechen, weil der Aufbau neuer Rechenzentren Jahre braucht. Parallel positioniert sich Broadcom als zentraler Partner von Alphabet, liefert maßgeschneiderte TPUs für Gemini 3 und berichtet am Donnerstag nachbörslich Zahlen, während Micron mit High-Bandwidth-Memory (HBM) auf der Speicher-Seite vom KI-Hardware-Hunger profitiert und Netzwerkausrüster wie Arista den Hochgeschwindigkeits-Datenverkehr zwischen GPUs ermöglichen. Auf der Hyperscaler-Ebene treiben Microsoft und Alphabet den Capex-Zyklus voran, auch wenn Beobachter bereits vor einer möglichen Überinvestition warnen; gleichzeitig führt die Veröffentlichung von Gemini 3 und Berichte über das chinesische DeepSeek-Modell, das angeblich auf deutlich günstigeren Chips ein ähnlich gutes Leistungsniveau erreicht, zu einer Neubewertung der Machtverhältnisse im KI-Rennen. Der große Profiteur der massiven KI-Investitionen im Hintergrund bleibt Taiwan Semiconductor, das als führender Auftragsfertiger einen großen Teil der zentralen AI-Chips produziert und daher von manchen Analysten derzeit sogar als bevorzugter Sektor-Play gesehen wird. Ergänzt wird das Infrastruktur-Puzzle durch Software- und Datenebene: IBM steht laut Berichten vor einer rund 11-Milliarden-Dollar-Übernahme von Confluent, um sich mit Echtzeit-Datenströmen im KI-Stack besser zu positionieren – ein Hinweis darauf, dass der Wettbewerb sich zunehmend von reiner Rechenleistung hin zur Kontrolle über Daten, Modelle und komplette Plattformen verlagert.
Yardeni dreht nach 15 Jahren: Abkehr von den Magnificent Seven, Hinwendung zu Finanz- und Gesundheitswerten
Der langjährige Wall-Street-Stratege Ed Yardeni hat nach 15 Jahren seine Übergewichtung von Technologie- und Kommunikationsdienstleistungswerten beendet, die inzwischen gemeinsam rund 45 % des S&P 500 stellen, und empfiehlt nun ein Untergewicht der Magnificent Seven gegenüber dem Restindex. Stattdessen sollen Anleger Finanz- und Industriewerte weiter übergewichten und neu eine klare Übergewichtung im Gesundheitssektor aufbauen, der laut Yardeni in den vergangenen Jahren zurückgeblieben ist, aber angesichts alternder Babyboomer und großer Produktivitätsreserven – etwa durch Digitalisierung im Krankenhaussektor – erhebliches Aufholpotenzial besitzt. Yardeni erwartet, dass die ursprüngliche Dominanz der „Mag Seven“ in eine Art „Game of Thrones“ übergeht, in dem die Konzerne zunehmend gegeneinander um Marktanteile kämpfen, während die „beeindruckenden 493“ Unternehmen im restlichen S&P 500 Technologie nutzen, um ihre Produktivität zu steigern. Besonders optimistisch zeigt er sich für Small und Mid Caps, für die er 2026 ein Gewinnwachstum von rund 19 % gegenüber 15 % beim S&P 500 sieht, sowie für Biopharma- und Biotech-Werte, die nach einer harten Korrektur bereitstünden, die Führung zu übernehmen. Insgesamt traut Yardeni dem S&P 500 einen weiteren zweistelligen Anstieg zu – auf etwa 7.000 Punkte im kommenden Jahr und bis zu 7.700 Punkte im Jahr darauf – und verweist darauf, dass auch internationale Märkte angesichts eines US-Gewichts von bereits 65 % im MSCI All Country World Index zunehmend attraktive Alternativen bieten.
China überrascht mit Export-Boom – Europa warnt vor Entkopplung
Chinas Außenhandel hat im November deutlich stärker angezogen als erwartet: Die Exporte legten in US-Dollar gerechnet um 5,9 % zu, während Analysten nur mit rund 3,8 % gerechnet hatten, die Importe stiegen um 1,9 %, und der monatliche Handelsüberschuss erreichte knapp 111,7 Mrd. US-Dollar – womit der kumulierte Überschuss der ersten elf Monate erstmals über 1 Billion US-Dollar liegt. Auffällig ist dabei die Verschiebung der Ströme: China exportiert weniger in die USA, aber mehr nach Europa, während das Politbüro gleichzeitig ankündigt, 2026 den Binnenkonsum stärker zu stützen, was zusätzlichen Rückenwind für Rohstoffe wie Kupfer liefern dürfte. Europa reagiert zunehmend nervös auf die chinesische Exportoffensive, insbesondere im Automobilsektor, und droht – wie von Präsident Macron skizziert – mit höheren Zöllen und einer stärkeren wirtschaftlichen Entkopplung, sollten in Peking keine Zugeständnisse erfolgen. JPMorgan-Chef Jamie Dimon warnt derweil, Europa habe ein „echtes Problem“, dessen wirtschaftliche Schwäche auch für die USA ein erhebliches Risiko darstelle und daher eine aktivere Unterstützung erfordere. An den Rohstoffmärkten ist Kupfer der sichtbare Gewinner dieser Gemengelage: Der Preis liegt nahe einem Allzeithoch, ist an der London Metal Exchange seit Jahresbeginn bereits um rund 30 % gestiegen und profitiert sowohl von der industriellen Nachfrage aus China als auch vom globalen Ausbau von KI- und Energienetzen.
KURZNEWS
- Alibaba: Die Aktie liegt über ein Discount-Zertifikat (VK6009, Cap 160 US-Dollar, maximale Rendite 73 %) im Depot, während der Konzern mit der Metabrille Quagai einen neuen Wachstumsimpuls im Hardware-Segment setzt.
- Salzgitter, voestalpine, Klöckner & Co: Zyklische Stahlwerte rücken in den Fokus, nachdem UBS das Kursziel für Salzgitter von 22,50 auf 50 Euro angehoben hat und der Titel mit KGV 10 ins TFA-Depot aufgenommen wurde, voestalpine als „Chart der Woche“ gilt und Klöckner & Co nach Übernahmegerüchten intraday rund 27 % zulegte.
- Hochtief, Oklo, Frequentis, D-Wave, Palantir: Hochtief profitiert über die US-Tochter Turner von der Errichtung von KI-Rechenzentren, während Oklo als Hochrisiko-Wert von NVIDIAs Interesse an Reaktortechnologie lebt; Frequentis meldet starkes US-Wachstumspotenzial im Drohnen- und Luftraumüberwachungsbereich, D-Wave Quantum sendet nach einer Korrektur frische Kaufsignale und Palantir bleibt trotz eines KGV von 200 mit neuen, zusammen mit NVIDIA entwickelten Netz-Infrastruktur-Lösungen im Wachstumsdepot.
- DoorDash: Nach einem Kurssturz von 20 % infolge der Zahlen stufen Analysten die Aktie hoch; sie wird als Strong-Buy-Kandidat mit spekulativem K. O.-Zertifikat (ME43TG, Open End) und Kurszielen bei 240, 250 und 270 US-Dollar gespielt.
- Auto- und EV-Werte: Porsche nähert sich nach einer kräftigen Rallye der Marke von 50 Euro, abgesichert über einen Discount-Optionsschein (VC806K), während Volkswagen mit einer starken Performance und zahlreichen neuen E-Modellen überzeugt und BMW nach positiven Tests des iX3 sowie guter Nachfrage nach der „Neuen Klasse“ technisch wieder interessant wird.
- XPeng, BYD, Tesla, Kawasaki Heavy Industries, AlzChem: XPeng gilt mit in Graz bei Magna Steyr produzierten Modellen G6 und G9 als Depotkandidat, BYD wird über ein vorbereitetes Turbo-Call-Produkt (MM8SRS, Hebel 2,46) auf eine Unterbewertung von 46 % gespielt und ist wichtiger Batterielieferant für Teslas Model Y, während Tesla selbst nicht mehr als Kernfokus der E-Mobilität gesehen wird; ergänzend setzen Anleger auf Robotik-Fantasie bei Kawasaki Heavy (Kooperation mit Foxconn, Training auf der NVIDIA-Plattform) und auf Wachstum bei AlzChem durch eine 120-Millionen-Investition in zusätzliche Kreatin-Kapazitäten.
KALENDER Firmen & Unternehmen
Quartalszahlen
| Datum | Unternehmen | Event | Details |
|---|---|---|---|
| Mittwoch, nach US-Börsenschluss (erwartet) | Oracle | Quartalszahlen | Wichtige Earnings in dieser Woche von Oracle, Veröffentlichung am Mittwoch. |
| Mittwoch | Adobe | Quartalszahlen | Am Mittwoch legt Adobe seine Zahlen vor. |
| Mittwoch | Synopsys | Quartalszahlen | Synopsys berichtet am Mittwoch; das Unternehmen hat kürzlich eine Investition von NVIDIA erhalten. |
| Donnerstag, nach US-Börsenschluss | Broadcom | Quartalszahlen | Broadcom ist stark an Google und dessen TPU-Entwicklung gekoppelt und präsentiert seine Zahlen am Donnerstag nach Börsenschluss. |
| Donnerstag | Costco Wholesale | Quartalszahlen | Costco berichtet ebenfalls am Donnerstag über das abgelaufene Quartal. |
| Nach US-Börsenschluss | Toll Brothers | Quartalszahlen | Toll Brothers wird nach Börsenschluss ein EPS von 4,89 US-Dollar bei 3,3 Mrd. US-Dollar Umsatz erwartet; die Aktie legte im nachbörslichen Handel leicht zu. |
| Nach US-Börsenschluss | Fresenius SE & Co. KGaA | Quartalszahlen | Fresenius soll nach Börsenschluss ein EPS von 0,02 US-Dollar bei 120,05 Mio. US-Dollar Umsatz vorlegen; die Aktie war zuvor moderat fester. |
| Nach US-Börsenschluss | Compass Minerals International | Quartalszahlen | Compass Minerals International wird nach Börsenschluss mit einem Verlust von 0,23 US-Dollar je Aktie bei 223,5 Mio. US-Dollar Umsatz gerechnet. |
Makrodaten
| Datum | Region | Event | Details |
|---|
IM BLICKPUNKT
- Fed-Sitzung am Mittwoch: Der Markt preist mit knapp 90 % Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ein, entscheidend wird die Tonlage von Jerome Powell und die Zahl möglicher Dissenter im FOMC.
- Bitcoin bleibt mit Kursen um 91.000 US-Dollar und zunehmender Hebel-Volatilität ein zentraler Sentiment-Indikator, insbesondere vor der Fed-Entscheidung.
- China sorgt mit einem deutlich höheren Exportwachstum und einem Handelsüberschuss von über 1 Billion US-Dollar für Rückenwind bei Rohstoffen wie Kupfer, das nahe Allzeithoch notiert.
- Im KI-Sektor stehen Nvidia, Broadcom, Micron, Microsoft sowie der mögliche IBM/Confluent-Deal sinnbildlich für den anhaltenden Investitionsboom in Daten- und Chip-Infrastruktur.
- Strategisch wichtig: Der vielbeachtete Stratege Ed Yardeni reduziert nach 15 Jahren seine Tech-Übergewichtung und empfiehlt nun eine stärkere Allokation in Finanz-, Industrie- und Gesundheitswerte sowie Small und Mid Caps.
VERWANDTE ARTIKEL

08.12.2025 • 07:31

04.12.2025 • 15:12
