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Micron Technology: KI-Speicherboom treibt Story – Oracle & Nvidia

KURZ & KNAPP

Micron Technology meldet starke Quartalszahlen, übertrifft die Erwartungen deutlich und setzt auf anhaltende Knappheit bei HBM-Speichern für KI-Rechenzentren. Der Ausblick signalisiert weiter hohe Nachfrage nach Speicherlösungen und stützt die Diskussion um einen möglichen KI-Superzyklus. Gleichzeitig gerät Oracle wegen Unsicherheiten um die Finanzierung eines Milliarden-Rechenzentrumsprojekts unter Druck. Der Markt ringt damit, wie tragfähig die massiven KI-Investitionen tatsächlich sind.

An den US-Börsen belasten Gewinnmitnahmen im Tech- und KI-Sektor die Leitindizes, während die starken Zahlen von Micron einen Gegenpol zur Skepsis liefern. Der KI-Komplex von Nvidia über Alphabet bis Microsoft steht nach Bewertungsrekorden auf dem Prüfstand. Parallel rücken Energie- und Infrastrukturwerte wie GE Vernova, E.ON und RWE als Gewinner des stromhungrigen KI-Ausbaus in den Vordergrund.

In Asien sorgt die mögliche Schieflage von China Vanke für Sorgen im Immobilien- und Bankensektor, während Indizes wie Nikkei 225 und Hang Seng schwankungsanfällig bleiben. Europäische Rüstungswerte wie Rheinmetall bewegen sich in einem intakten Aufwärtstrend, getrieben von geopolitischen Spannungen. Zudem richten sich die Blicke auf die heutigen EZB– und US-Inflationsdaten, die neue Hinweise für den künftigen Kurs der Federal Reserve liefern könnten.

RÜCKSPIEGEL

Die US-Börsen haben den Mittwoch mit deutlichen Verlusten beendet: Der Dow Jones schloss -0,5% tiefer bei 47.885,97 Punkten, der S&P 500 gab -1,2% auf 6.721,43 Punkte ab und der technologie­lastige Nasdaq 100 rutschte -1,9% auf 24.647,61 Punkte ab. Belastet wurde vor allem der KI- und Chipsektor, nachdem Berichte über stockende Finanzierungen bei Oracle (ORCL, $179,28, -5,40%) die Sorge schürten, dass der KI-Investitionszyklus zu teuer werden könnte. Nachbörslich sorgte dagegen Micron Technology (MU, $247,68, -3,01%) mit sehr starken Quartalszahlen und einem deutlich über den Erwartungen liegenden Ausblick für positive Überraschungen im Speicherchip-Segment.

In Asien setzten sich die Abgaben der Wall Street am Donnerstagmorgen fort: Der japanische Leitindex Nikkei 225 liegt zuletzt bei 49.142 Punkten und damit +0,19%, nachdem er zuvor deutlicher unter Druck gestanden hatte. In China notiert der China A50 bei 15.186 Punkten (+0,20%), während der Hang Seng in Hongkong bei 25.486 Punkten um +0,90% zulegt, gestützt von Einzelwerten aus dem Finanz- und Energiebereich. Die Unsicherheit rund um den angeschlagenen Immobilienentwickler China Vanke (000002.SZ, kein Kurs angegeben) belastet jedoch weiterhin das Sentiment im asiatischen Immobilien- und Bankensektor.

Am frühen Morgen zeigen sich die europäischen Futures verhalten: Der DAX 40 wurde von IG bei rund 23.934 Punkten und damit leicht unter dem gestrigen Schluss von 23.960,59 Punkten taxiert; im Kassa-Handel steht der Index aktuell bei 23.983 Punkten (+0,31%). Im Fokus stehen heute die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank und anderer europäischer Notenbanken sowie die US-Inflationsdaten für November, die wichtige Hinweise auf den weiteren Kurs der US-Notenbank Federal Reserve geben dürften. Parallel bleiben die starken Bewegungen an den Krypto- und Rohstoffmärkten ein zusätzlicher Volatilitätstreiber.

DIE 5 WICHTIGSTEN STORYS

Micron Technology (MU) – Wie lange trägt der KI-Speicherboom die Aktie?

Micron Technology (MU, $247,68, -3,01%) hat mit seinen Zahlen zum ersten Quartal des Fiskaljahres 2026 die Erwartungen der Wall Street deutlich übertroffen und den KI-Sektor trotz genereller Skepsis neu befeuert. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit $4,78 deutlich über den erwarteten $3,95, der Umsatz stieg auf $13,64 Mrd. gegenüber prognostizierten rund $12,84–12,95 Mrd. und legte im Jahresvergleich um 57% zu. Besonders dynamisch wuchsen der Cloud-Speicherumsatz auf $5,28 Mrd. (Verdopplung) und die Speicherlösungen für Rechenzentren auf $2,38 Mrd. (+4% YoY), getrieben durch höhere Preise für Speicherprodukte. Für das laufende Quartal stellt Micron nun einen Umsatzkorridor von $18,3–19,1 Mrd. in Aussicht – weit über dem Marktkonsens von rund $14,2–14,4 Mrd. – bei erwarteten Bruttomargen von 67–69% und einem bereinigten EPS von etwa $8,42. Die Aktie legte im nachbörslichen Handel zeitweise bis zu +8% zu und zog auch asiatische Wettbewerber wie SK Hynix mit nach oben.

CEO Sanjay Mehrotra betonte in der Analystenkonferenz, dass der Boom im Bereich der KI-Rechenzentren zu einem massiven Anstieg der Nachfrage nach leistungsstarkem und speicherintensivem Speicher führt. Besonders gefragt ist HBM (High Bandwidth Memory), der für moderne KI-Modelle essenziell ist; Micron rechnet hier mit einer anhaltenden Knappheit bis weit ins Jahr 2026 hinein. Laut Management wächst die Nachfrage nach Server-Einheiten im Jahr 2025 um „hohe zweistellige“ Prozentsätze, während gleichzeitig das Angebot an Speicherchips „quasi ausverkauft“ sei – das stärkste Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage seit 25 Jahren. Diese Engpässe erlauben dem Unternehmen, deutlich höhere Preise durchzusetzen und unterstreichen die Rolle von Micron als „essentieller KI-Enabler“ im aktuellen Investitionszyklus. Die starke Prognose stützte nicht nur den gesamten Speichersegment-Komplex, sondern diente vielen Anlegern auch als Gegenpol zu den jüngsten Sorgen um eine Überdehnung der KI-Bewertungen.

Gleichzeitig bleibt der Markt wachsam, weil die Speicherindustrie strukturell stark zyklisch ist und Analysten vor Übertreibungen warnen. Während Micron kurzfristig klar von Versorgungsengpässen und hoher KI-Nachfrage profitiert, erinnern Experten daran, dass frühere Superzyklen im Speicherbereich oft in scharfe Korrekturen mündeten, sobald neue Kapazitäten ans Netz kamen. Hinzu kommt, dass große KI-Infrastrukturprojekte – etwa bei Oracle (ORCL, $179,28, -5,40%) oder den Hyperscalern – enorme CapEx und wachsende Verschuldung erfordern, was die Debatte um eine mögliche KI-Blase anheizt. Für Anleger bedeutet dies: Die kurzfristige Story von Micron ist so stark wie seit Jahrzehnten nicht, doch das Chance-Risiko-Profil hängt zunehmend davon ab, ob der KI-getriebene Speicher-Superzyklus länger anhält als frühere Aufschwünge. In diesem Umfeld dürfte die Aktie stark auf jede Veränderung der Nachfrageindikatoren im KI-Sektor und auf Signale zu möglichen Kapazitätserweiterungen reagieren.

Oracle (ORCL) – Kippt die KI-Investitionsstory nach dem Finanzierungs-Schock?

Oracle (ORCL, $179,28, -5,40%) geriet zur Wochenmitte massiv unter Druck, nachdem ein Bericht der Financial Times Zweifel an der Finanzierung eines rund $10 Mrd. schweren Rechenzentrumsprojekts in Michigan aufkommen ließ. Demnach soll der langjährige Finanzierungspartner Blue Owl Capital kein Eigenkapital für die geplante 1-Gigawatt-Anlage bereitstellen, die als Infrastrukturprojekt für OpenAI vorgesehen ist. Obwohl Oracle und der Entwicklungspartner Related Digital betonen, dass das Projekt weiterläuft und lediglich ein anderer Eigenkapitalpartner gewählt worden sei, löste die Nachricht einen Kursrutsch von mehr als 5% aus. Die Marktteilnehmer fürchten, dass die aggressiven KI-Ausbaupläne wegen steigender Verschuldung und Leasingverpflichtungen die Profitabilität von Oracle auf Jahre belasten könnten.

Besonders kritisch sehen Investoren, dass sich die langfristigen Leasing- und Kapazitätsverpflichtungen für Rechenzentren bei Oracle inzwischen auf rund $248 Mrd. über 15 bis 19 Jahre summieren und die Gesamtverbindlichkeiten inklusive Schulden mehr als $120 Mrd. betragen. Bereits in der Vorwoche hatte Oracle zusätzliche CapEx von $15 Mrd. für das laufende Geschäftsjahr angekündigt, während parallel die enge Verknüpfung mit Großkunden wie OpenAI ein Klumpenrisiko birgt. Vor diesem Hintergrund wird das Michigan-Projekt zum Symbol für die breitere Debatte: Sind die gigantischen KI-Infrastrukturinvestitionen, die häufig über Schulden und außerbilanzielle Konstruktionen finanziert werden, langfristig tragfähig? An der Börse hat sich die Oracle-Aktie seit ihrem Allzeithoch im September bereits fast halbiert; kurzfristig bleibt sie ein Gradmesser dafür, ob der Markt die KI-CapEx-Welle als nachhaltigen Wachstumstreiber oder als Vorboten einer Blase interpretiert.

China Vanke (000002.SZ) – Wird die nächste Immobilien-Schieflage zum Bankenproblem?

Der chinesische Immobilienriese China Vanke (000002.SZ, kein Kurs angegeben) steht vor entscheidenden Tagen und ringt mit seinen Gläubigern um Aufschub von Zins- und Tilgungszahlungen, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Das Unternehmen hat Banken gebeten, verzögerte Zinszahlungen zu akzeptieren, und den Anleihehaltern vorgeschlagen, die Rückzahlung einer 2-Milliarden-Yuan-Anleihe um zwölf Monate zu verschieben. Für eine Annahme des Vorschlags ist eine Zustimmung von 90% der Anleihehalter erforderlich; Experten warnen vor einem möglichen Default bereits am kommenden Montag, sollte keine Einigung zustande kommen. Die angespannten Verhandlungen verdeutlichen, wie eng die Liquiditätsreserven des lange als staatlich gestützt geltenden Entwicklers inzwischen geworden sind.

Ein Zahlungsausfall von China Vanke hätte nach Einschätzung von Analysten weitreichende Folgen für den chinesischen Finanzsektor und das Vertrauen der Hauskäufer. Viele lokale Banken sind sowohl über Kredite als auch über Anleihen stark in Vanke engagiert, sodass eine Restrukturierung oder Insolvenz das Risiko von Abschreibungen und neuen Kapitalbedarfen erhöhen könnte. Besonders kritisch wäre, dass ein solcher Fall die bisherige Annahme erschüttern würde, staatlich kontrollierte Bauträger seien deutlich sicherer als rein private Wettbewerber – mit potenziell negativer Signalwirkung auf Vorverkäufe und Finanzierungskosten im gesamten Sektor. Für asiatische Märkte insgesamt bleibt die Immobilienkrise damit ein zentraler Belastungsfaktor, der trotz Zwischenerholungen immer wieder Druck auf Banken und Infrastrukturwerte ausübt.

Rheinmetall (RHM.DE) – Wie lange trägt der Rüstungsboom nach gescheiterten Friedensgesprächen?

Rheinmetall (RHM.DE, $1.520,50, -0,43%) und andere europäische Rüstungswerte bleiben im Fokus, nachdem Friedensgespräche im Ukraine-Krieg gescheitert sind und die Hoffnung auf eine Waffenruhe vor Weihnachten zerplatzt ist. Der Konzern will sich künftig vollständig auf den Rüstungsbereich konzentrieren und plant den Verkauf seiner zivilen Sparte Power Systems, die Komponenten für die Automobil- und Energiewirtschaft herstellt. Nach Unternehmensangaben laufen seit April Gespräche mit zwei Bietern, ein Abschluss wird für das erste Quartal 2026 angestrebt. An der Börse wurde die strategische Fokussierung positiv aufgenommen, zeitweise legte die Aktie um +2,6% zu, bevor sie zuletzt konsolidierte.

Charttechnisch konsolidiert Rheinmetall seit Oktober innerhalb eines intakten langfristigen Aufwärtstrends, der durch die anhaltend hohe Nachfrage nach Munition, Fahrzeugen und Systemen aus NATO-Staaten gestützt wird. Auch andere deutsche Rüstungswerte wie Hensoldt (HAG.DE, $71,85, +0,14%) und Renk profitieren von der verschärften Sicherheitslage und steigenden Verteidigungsbudgets. Für Anleger bleibt jedoch die Frage, ob die hohen Erwartungen an künftige Aufträge bereits weitgehend eingepreist sind oder ob zusätzliche politische Impulse – etwa neue Unterstützungsprogramme für die Ukraine – weiteres Upside freisetzen. Kurzfristig könnte die Volatilität hoch bleiben, da geopolitische Nachrichten und Exportentscheidungen immer wieder zu abrupten Richtungswechseln führen.

OpenAI, Nvidia & Alphabet – Droht dem KI-Sektor nach Bewertungsrekorden eine Korrektur?

Im KI-Ökosystem erreichen Bewertungen und Investitionsvolumina neue Rekorde, während die Börse gleichzeitig eine Phase der Neubewertung einleitet. OpenAI strebt Berichten zufolge eine neue Finanzierungsrunde mit einer Bewertung von rund $750 Mrd. an – ein Plus von 50% seit Oktober – und verhandelt parallel mit Amazon über eine mögliche Investition von mehr als $10 Mrd.. Gleichzeitig bleiben börsennotierte Schwergewichte wie Nvidia (NVDA, $172,19, -3,81%) und Alphabet (GOOGL, $298,27, -3,21%) unter Druck, da Investoren die hohen Erwartungen an die Monetarisierung von KI-Diensten gegen die massiven CapEx für Rechenzentren und Chips abwägen. Der NASDAQ 100 steht mit 24.801 Punkten (+0,13%) zwar noch nahe seinen Hochs, doch der Druck auf die „Mag 7“ und KI-Leader nimmt zu.

Inhaltlich verschärft sich der Wettbewerb: Laut Daten von 100X hat Claude von Anthropic bei Nutzerzufriedenheit und Weiterempfehlungswahrscheinlichkeit erstmals ChatGPT von OpenAI überholt, während Google mit Gemini 3.0 die Lücke im Spitzenfeld nahezu geschlossen hat. Damit wird die bisherige Bewertung von OpenAI zunehmend hinterfragt, zumal der einstige technologische Vorsprung schrumpft und Kunden stärker auf Zuverlässigkeit und Referenzen achten. Parallel bleibt der Investitionszyklus für KI-Infrastruktur enorm – Schätzungen sprechen von $150–175 Mrd. Schuldenfinanzierung pro Jahr – was am Anleihemarkt Sorgen vor „Circular Financing“ weckt, falls die Erträge nicht schnell genug nachziehen. Für Anleger zeichnet sich damit eine Spaltung ab: Während Speicher- und Energieinfrastrukturwerte wie Micron und Versorger profitieren, geraten die hoch bewerteten KI-Frontwerte verstärkt unter Rechtfertigungsdruck.

KURZNEWS

  • BTC – Bitcoin: Bitcoin (BTC, $86.930,59, +1,11%) schwankt weiter heftig zwischen $86.000 und $90.000, nachdem er jüngst von rund $88.000 um etwa 2% zurückgefallen ist. Analysten sehen die Zone um $75.000 als wichtige Unterstützung, während die heute anstehenden US-Inflationsdaten den kurzfristigen Trend entscheidend beeinflussen könnten.
  • COIN – Coinbase: Bei Coinbase (COIN, kein Kurs angegeben) hofft das Management auf Rückenwind durch regulatorische Fortschritte in den USA, insbesondere den sogenannten Clarity Act. Chefjurist Paul Grewal erwartet, dass dadurch erstmals eine klare Marktstruktur für Krypto-Assets entsteht und die wachsende Akzeptanz von Stablecoins durch Banken die institutionelle Adoption beschleunigt.
  • MSFT – Microsoft: Microsoft (MSFT, $478,16, -0,06%) bleibt zentraler Cloud- und KI-Partner von OpenAI, geriet aber im Tech-Sektor mit in den Sog der allgemeinen KI-Skepsis. Investoren beobachten genau, wie sich die enormen Rechenzentrumsinvestitionen auf Margen und Free Cashflow auswirken, während gleichzeitig politische Diskussionen um niedrigere Zinsen die Bewertung stützen.
  • HSBC – HSBC: Die Großbank HSBC (HSBC, $76,78, +1,93%) gilt als potenziell exponiert gegenüber der chinesischen Immobilienkrise rund um China Vanke. Bisher profitiert die Aktie jedoch von der allgemeinen Erholung im asiatischen Finanzsektor, während Investoren die Risiken im Kreditbuch und Engagements im Immobiliensektor aufmerksam analysieren.
  • GEV – GE Vernova: GE Vernova (kein Ticker/Kurs angegeben) wird von Analysten als Kernholding für Large-Cap-Wachstumsportfolios im Kontext der Rechenzentrums-Elektrifizierung empfohlen. Das Unternehmen erzeugt rund 50% der weltweiten Elektronen (außerhalb Chinas) über seine Turbinen, die Preise je Kilowatt-Leistung haben sich in drei Jahren von etwa $800 auf bis zu $2.500 verdreifacht – mit zusätzlichem Potenzial durch die Integration der Prolec-Übernahme ab 2026.
  • E.ON – E.ON: Versorger wie E.ON (kein Ticker/Kurs angegeben) werden als langfristige Profiteure des KI-Booms gesehen, da Rechenzentren enorme Strommengen benötigen. Neben klassischen Utilities rücken dabei auch Hersteller von Erneuerbaren-Technik wie Wechselrichter- und Windkraftanbieter verstärkt in den Fokus thematischer Anleger.
  • RWE – RWE: Ähnlich wie E.ON positioniert sich RWE (kein Ticker/Kurs angegeben) als Infrastrukturgewinner des KI-getriebenen Stromhungers. Analysten verweisen darauf, dass ohne massive Investitionen in grundlastfähige Kapazitäten – von Gas bis Kernkraft – der Ausbau von Rechenzentren und Onshoring von Halbleiterfertigung kaum zu bewältigen ist.
  • BP – BP: Der Ölkonzern BP (BP, kein Kurs angegeben) hat mit Meg O’Neill, bisherige CEO von Woodside Energy, eine neue Vorstandschefin ernannt und sich damit erstmals eine Frau an die Spitze eines Big-Oil-Unternehmens geholt. Der Schritt wird als Signal gewertet, dass sich BP wieder stärker auf das Kerngeschäft Öl und Gas fokussieren könnte, nachdem frühere Strategien im Bereich erneuerbare Energien hinter den Erwartungen zurückblieben.
  • WDS – Woodside Energy: Bei Woodside Energy (WDS, kein Kurs angegeben) sorgte der überraschende Abgang von CEO Meg O’Neill in Richtung BP für Kursverluste von rund 2% in Sydney. Unter ihrer Führung hatte Woodside die BHP-Petroleum-Sparte übernommen und sich als globaler LNG-Player positioniert; interimistisch übernimmt Liz Westcott die Leitung.
  • LULU – Lululemon: Der aktivistische Investor Elliott Investment Management hat eine Beteiligung von über $1 Mrd. an Lululemon (LULU, kein Kurs angegeben) aufgebaut. Nach Qualitätsproblemen und einem Kurssturz von über 60% arbeitet Elliott an einem Turnaround-Plan und bringt mit Jane Nielsen bereits eine mögliche CEO-Kandidatin ins Spiel, was die Aktie im späten Handel um rund +4% nach oben trieb.
  • MEDL – Medline: Der Medtech-Zulieferer Medline (MEDL, $35,98, +23,6% ggü. IPO-Preis) legte ein starkes Börsendebüt hin und ist mit einem Emissionserlös von bis zu $7 Mrd. der größte US-IPO seit Rivian. Das Unternehmen, das medizinische Verbrauchsgüter wie Handschuhe und Kittel vertreibt und seine Lieferkette weitgehend selbst kontrolliert, profitiert von der aktuellen Rotation der Anleger in defensive, profitable Titel.
  • NKE – Nike: Nike (NKE, kein Kurs angegeben) legt heute nach US-Börsenschluss Quartalszahlen vor, die als wichtiger Stimmungsindikator für den gesamten Sport- und Konsumsektor gelten. Analysten rechnen kurzfristig mit einem leichten Umsatzrückgang, hoffen aber auf Signale für eine Belebung in China, im Direct-to-Consumer-Geschäft sowie auf Fortschritte beim Abbau der Lagerbestände.
  • TSM – TSMC (Onshoring-Kontext): Im Zuge des US-Onshoring-Trends wird der Ausbau der Halbleiterfertigung von TSMC (TSM, kein Kurs angegeben) in Arizona eng mit der Rechenzentrumswelle verknüpft. Ökonomen verweisen darauf, dass dieser „Production for Security“-Ansatz sowohl den Chipsektor als auch die Nachfrage nach Energie- und Strominfrastruktur strukturell antreibt.
  • AMZN – Amazon: Amazon (AMZN, kein Kurs angegeben) steht einerseits wegen Debatten um gefälschte Produktrezensionen unter Druck, andererseits wegen wachsender Konkurrenz durch Walmart Plus. Gleichzeitig verhandelt der Konzern laut Berichten über eine mögliche Investition von mehr als $10 Mrd. in OpenAI, um seiner Cloud-Tochter AWS und der hauseigenen Halbleitersparte einen strategischen KI-Schub zu geben.
  • WMT – Walmart: Walmart (WMT, kein Kurs angegeben) forciert mit Walmart Plus und der Partnerschaft mit Shopify seinen Angriff auf Amazon im Online-Handel. Für $98 Jahresgebühr bietet Walmart unbegrenzte Same-Day-Lebensmittellieferungen und nutzt sein Netz von über 4.700 Filialen, um eine jüngere, urbane Kundschaft anzusprechen.
  • TMUS – T-Mobile US: T-Mobile US (TMUS, kein Kurs angegeben) hat laut aktuellen Daten die Lücke zu Verizon beim Netz fast geschlossen und übertrifft den Rivalen inzwischen bei Preis, Preis-Leistungs-Verhältnis, Tarifoptionen und Filialerlebnis. Die schnelle Verschiebung der Marktanteile zeigt, dass selbst etablierte Marktführer angreifbar sind, wenn Konsumenten stärker auf „Value“ statt bloß auf Netzabdeckung achten.
  • PARA – Paramount Skydance: Paramount Skydance (kein Ticker/Kurs angegeben) hat ein feindliches Übernahmeangebot für Warner Bros. Discovery vorgelegt, das vom dortigen Management jedoch abgelehnt wird. Dennoch legte die Paramount-Skydance-Aktie um rund +2,6% zu, da Anleger auf mögliche weitere Konsolidierungsschritte in der Medienbranche spekulieren.
  • WBD – Warner Bros. Discovery: Warner Bros. Discovery (WBD, kein Kurs angegeben) rät seinen Aktionären, das feindliche Angebot von Paramount Skydance abzulehnen und stattdessen an der strategischen Kooperation mit Netflix festzuhalten. Im Zuge der Ablehnung gab die WBD-Aktie etwa 2% nach, während der Markt die industrielle Logik möglicher künftiger Zusammenschlüsse im Streaming-Sektor diskutiert.
  • NFLX – Netflix: Netflix (NFLX, kein Kurs angegeben) profitiert kurzfristig von der vertieften Zusammenarbeit mit Warner Bros. Discovery und legte zuletzt um rund +1,3% zu. Die Partnerschaft gilt als wichtiger Schritt, um gegen die wachsende Dominanz von YouTube bei der Nutzungszeit, insbesondere jüngerer Zielgruppen, anzukämpfen.

KALENDER Firmen & Unternehmen

EARNINGS

  • NIKE (NKE): Quartalszahlen Q2 – nach US-Handelsschluss
  • BERTRANDT (KEIN TICKER): Geschäftszahlen – im Tagesverlauf
  • DOUGLAS (KEIN TICKER): Geschäftszahlen – im Tagesverlauf
  • STMICROELECTRONICS (KEIN TICKER): Quartalszahlen – im Tagesverlauf
  • FEDEX (KEIN TICKER): Quartalszahlen – im Tagesverlauf
  • BIRKENSTOCK (KEIN TICKER): Quartalszahlen – im Tagesverlauf
  • MICRON TECHNOLOGY (MU): Zahlen wurden bereits am Vorabend nach US-Börsenschluss veröffentlicht

MAKRO

  • EZB-ZINSENTSCHEID: Eurozone – heute Nachmittag
  • US-INFLATIONSDATEN (CPI NOVEMBER): USA – heute 14:30 MEZ
  • BOJ-SITZUNG (ERWARTETE ZINSERHOEHUNG): Japan – Freitag, genaue Uhrzeit lokal

IM BLICKPUNKT

  • JPMorgan zu SQM: Die Analysten von JPMorgan haben ihre Einschätzung für SQM (kein Ticker/Kurs angegeben) von „Neutral“ auf „Overweight“ angehoben und das Kursziel von $41,00 auf $79,00 fast verdoppelt. Begründet wird dies mit der Erwartung eines strukturellen Angebotsdefizits von rund 130.000 Tonnen Lithium pro Jahr in den kommenden fünf Jahren, was höhere Preise und Margen stützen dürfte.
  • Analysten zu GE Vernova: Mehrere Häuser empfehlen GE Vernova (kein Ticker/Kurs angegeben) als Kernposition für wachstumsorientierte Portfolios im Bereich Elektrifizierung und Energieinfrastruktur. Trotz einer Rally von rund +88% im Vorjahr sehen sie weiteres Aufwärtspotenzial, da die Skalierung der Aufträge und die langfristigen Serviceverträge im Kurs noch nicht voll reflektiert seien.
  • Marktkommentar zu NVIDIA: Im Rahmen der Debatte um technologische Monopole wird NVIDIA (NVDA, $172,19, -3,81%) von Analyst David Miller als Paradebeispiel für einen starken „Moat“ im Bereich Hochleistungs-KI-Chips genannt. Die kaum zu erreichende Performance der Blackwell-Serie ermögliche weiterhin außergewöhnliche Margen, auch wenn der Markt zunehmend prüft, ob die massiven KI-Infrastrukturinvestitionen nachhaltig sind.
  • Marktkommentar zu Alphabet: Alphabet (GOOGL, $298,27, -3,21%) wird in der Monopol-Diskussion als „blühendes Monopol“ in den Bereichen Suche, YouTube und Cloud beschrieben. Trotz kartellrechtlicher Risiken sehen viele Investoren den Konzern als Kerninvestment, da er mit Gemini im KI-Rennen aufgeholt hat und von starken Netzwerkeffekten profitiert.
  • Sektor-View KI & Infrastruktur: Strategen verweisen darauf, dass der KI-Boom trotz kurzfristiger Bewertungssorgen ein säkularer Trend bleibt, der sich 2026 breiter auf Sektoren wie Versorger, Industrie und Logistik ausweiten dürfte. Besonders Energieversorger wie E.ON und RWE sowie Infrastruktur-Player wie GE Vernova werden als strukturelle Profiteure der hohen Stromnachfrage durch Rechenzentren hervorgehoben.

MICRON Earnings rasiert: KI-Zweifel treffen Oracle & Nvidia

KURZ & KNAPP

Nvidia gerät an der Wall Street unter Druck, weil Anleger die hohen Investitionen in KI-Rechenzentren und deren Finanzierung neu bewerten. Gleichzeitig steigen bei Oracle die Kreditabsicherungskosten, was Fragen zur Stabilität großer Infrastrukturprojekte aufwirft. Demgegenüber meldet Micron Technology starke Zahlen und einen überraschend optimistischen Ausblick zur KI-getriebenen Speicher-Nachfrage. Der Handelstag war zudem von schwächeren US-Indizes und erhöhter Nervosität rund um den KI-Komplex geprägt.

Neben Tech bestimmten auch Bitcoin mit heftigen Derivateliquidationen und der Ölpreis mit geopolitisch getriebenen Gegenbewegungen das Bild. Versorger wie GE Vernova, Vistra und Constellation Energy litten unter Sorgen um die künftige Auslastung durch Rechenzentren. Zudem zeigt sich am US-Aktienmarkt die hohe Konzentration der Indizes auf einige Mega-Caps wie die „Mag 7“.

In Europa schloss der DAX 40 schwächer, belastet durch das negative Technologiesentiment und die Abhängigkeit von wenigen Schwergewichten. Makroseitig rücken die anstehenden US-Inflationsdaten (CPI) und mögliche Reaktionen der Federal Reserve in den Mittelpunkt. Sie könnten die weitere Entwicklung an Aktien-, Anleihe- und Kryptomärkten in den kommenden Tagen entscheidend prägen.

RÜCKBLICK Handelstag

Die Wall Street schloss schwächer: Der S&P 500 fiel um 0,92% auf 6.741 Punkte, der technologielastige Nasdaq 100 verlor 1,53% auf 24.751 Punkte. Belastet wurde vor allem der KI- und Chipkomplex, nachdem Sorgen um die Finanzierung großer Rechenzentrumsprojekte aufkamen und Oracle-Schlagzeilen den Sektor durchrüttelten. Stark im Fokus standen dabei Micron, das nachbörslich mit einem massiven Ergebnis-Beat positiv überraschte, sowie Nvidia (NVDA, $170,91, -3,81%), das im Sog der AI-Skepsis deutlich unter Druck geriet.

In Europa schloss der DAX 40 bei 23.939 Punkten mit einem Minus von 0,69%, während der Euro Stoxx 50 vom schwächeren Technologiesentiment und der allgemeinen Risikoaversion mit belastet wurde. Die Nervosität rund um den US-KI-Infrastrukturkomplex – von Rechenzentren bis Energieversorger – strahlte auch auf europäische Tech- und Industrieaktien aus. Parallel dazu vertieften sich die Diskussionen um die hohe Konzentration der Indexgewinne auf wenige Mega-Caps, was die Anfälligkeit für Rückschläge erhöht.

Am Kryptomarkt sorgte Bitcoin mit einer heftigen Intraday-Achterbahnfahrt und einem Rückgang auf rund 85.905,74 Dollar (-2,11%) für Schlagzeilen; Derivate-Liquidationen in dreistelliger Millionenhöhe unterstrichen die erhöhte Volatilität. Im Rohstoffsektor erholte sich Öl leicht von Mehrjahrestiefs, nachdem eine von Donald Trump angekündigte Blockade sanktionierter venezolanischer Tanker das Angebotsszenario verknappte. Für die kommenden Tage richten sich die Blicke auf frische US-Inflationsdaten und darauf, ob sich die heute angestoßene Korrektur im KI- und Kryptokomplex fortsetzt oder als kurze Schrecksekunde verbucht wird.

WAS HEUTE WICHTIG WAR

Nvidia (NVDA) – Kippt jetzt die KI-Euphorie an der Börse?

Nvidia (NVDA, $170,91, -3,81%) stand einmal mehr im Zentrum der Marktbewegungen, diesmal allerdings auf der Verliererseite. Der Chiphersteller geriet zusammen mit anderen AI-Gewinnern wie Broadcom und Oracle stark unter Druck, nachdem Zweifel an der Nachhaltigkeit des hyperdynamischen KI-Booms lauter wurden. Ein Rückgang des Bloomberg Mag 7 Index um 1,1% machte sichtbar, wie stark sich der Abwärtsdruck bei den führenden Technologie-Bluechips aufgebaut hat. Die Kursverluste bei Nvidia wurden zusätzlich dadurch verschärft, dass Marktteilnehmer den massiven CapEx-Bedarf für Rechenzentren und AI-Infrastruktur zunehmend kritischer hinterfragen. Gleichzeitig wackeln einzelne Finanzierungssäulen, etwa rund um große Rechenzentrumsprojekte, was die Anfälligkeit des gesamten Ökosystems offenlegt. Der heutige Rückgang der Aktie ist damit weniger ein isoliertes Ereignis, sondern ein Symptom für eine breiter werdende Skepsis gegenüber überzogenen Bewertungsfantasien im KI-Segment.

Der Druck auf Nvidia fiel zusammen mit neuen Schlagzeilen zu Oracle, wo ins Stocken geratene Datenzentrums-Finanzierungen und steigende Credit Default Swaps die Risikoaversion gegenüber AI-Infrastrukturprojekten erhöhten. Investoren hinterfragen zunehmend, ob sich die gigantischen Investitionen in Rechenzentren tatsächlich im erhofften Tempo monetarisieren lassen. Vor diesem Hintergrund wurden nicht nur klassische KI-Profiteure wie Nvidia verkauft, sondern auch Zulieferer und Peripheriewerte im Strom- und Infrastruktursegment stark abgewertet. Parallel dazu sah man in den USA eine Rotation innerhalb des KI-Universums hin zu Akteuren, die ihre eigenen Chips und Modelle – etwa Alphabet mit Gemini und den hauseigenen TPUs – stärker ins Schaufenster stellen. Diese Verschiebung schürt die Sorge, dass sich der Marktanteil im KI-Rechenzentrumsmarkt stärker fragmentieren und damit den bisherigen Dominanzanspruch von Nvidia relativieren könnte.

Gleichzeitig zeigt der Blick auf Micron, dass die fundamentale Nachfrage nach Speicher und Hochbandbreitenspeicher (HBM) für Rechenzentren unverändert hoch bleibt und damit die strukturelle KI-Story weiter intakt ist. Dennoch markiert der heutige Handelstag eine Zäsur in der Art, wie Investoren KI-Risiken einpreisen: Bewertungsniveau, Refinanzierungskosten und Projektumsetzung werden wieder stärker ins Zentrum gestellt. Für die Aktie von Nvidia könnte dies bedeuten, dass kurzfristig höhere Volatilität und eine sensiblere Reaktion auf negative Nachrichten zum neuen Normal werden. Mittel- bis langfristig entscheidet sich der Kursverlauf daran, ob das Unternehmen den hohen Erwartungen an Margen und Wachstum im KI-Zeitalter gerecht werden kann – und ob der Markt die aktuelle Korrektur als gesunde Konsolidierung oder Beginn einer tieferen Neubewertung interpretiert. Anleger sollten daher nicht nur auf die nächsten Quartalszahlen, sondern auch auf Signale zur Investitionsdisziplin der großen Cloud- und Rechenzentrumsbetreiber achten.

Oracle (ORCL) – Wie gefährlich sind die steigenden Kredit-Ausfallversicherungen?

Rund um Oracle hat sich die Nachrichtenlage deutlich eingetrübt, nachdem ein geplanter Rechenzentrums-Deal mit Blue Owl ins Stocken geraten ist und Fragen zur Finanzierung groß angelegter KI-Infrastrukturprojekte aufwirft. Im Fokus stehen die stark steigenden Kosten für die Absicherung von Unternehmensanleihen, die über Credit Default Swaps (CDS) gemessen werden und sich von früher 50–60 Basispunkten auf aktuell etwa 150 Basispunkte erhöht haben. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer ohnehin hohen Verschuldung von Oracle mit einer Zins-Schuldenquote von 64% und insgesamt 85%. Der Markt reagiert darauf mit spürbarem Verkaufsdruck, die Aktie verliert laut Handelskommentaren rund 5,5% und zieht aufgrund ihrer Rolle im KI-Stack andere Tech-Titel mit nach unten.

Besondere Brisanz erhält die Situation, weil an Oracles Rechenzentrums- und KI-Plänen ein ganzer Rattenschwanz hängt, darunter prominente Partner wie Nvidia und OpenAI. Sollte sich die finanzielle Lage von Oracle deutlich verschlechtern oder Projekte substanziell verzögert werden, könnte dies die Ausbaupläne im globalen KI-Infrastrukturmarkt bremsen. Analysten mahnen zwar zur Vorsicht, warnen aber gleichzeitig davor, das Szenario einer Unternehmenskrise vorschnell zu dramatisieren, da eine Einigung mit Blue Owl die CDS-Spreads rasch wieder entspannen könnte. Kurzfristig bleibt die Aktie jedoch ein Brennglas für die Nervosität im Markt: Jede neue Schlagzeile zu Projektfinanzierungen oder Ausfallrisiken dürfte unmittelbar auf den gesamten Tech- und KI-Komplex abstrahlen.

Micron Technology (MU) – Was sagt der Mega-Beat über die KI-Nachfrage aus?

Micron Technology (MU) lieferte nachbörslich einen kräftigen Paukenschlag und übertraf die ohnehin extrem hohen Erwartungen deutlich. Der Gewinn pro Aktie lag mit $4,78 klar über den prognostizierten rund $3,96, der Umsatz erreichte $13,6 Milliarden statt der erwarteten $13 Milliarden. Noch eindrucksvoller war der Ausblick: Für das laufende Quartal stellt Micron einen Umsatz von $18,3–19,1 Milliarden in Aussicht, während der Konsens bisher bei etwa $14,3 Milliarden lag. Das bereinigte EPS soll am oberen Ende bei $8,62 liegen, beinahe doppelt so hoch wie die erwarteten $4,71–4,78, bei Bruttomargen von 67–69%. Die Aktie reagierte nachbörslich mit einem Kurssprung von bis zu 7%.

CEO Sanjay Mehrotra bezeichnete Micron als „wesentlichen KI-Enabler“ und verwies auf die extrem starke Nachfrage nach Speicherlösungen für Rechenzentren, die Kapazitäten bis 2026 weitgehend auslastet. Besonders Hochbandbreitenspeicher (HBM) erweist sich als Engpassfaktor, da er deutlich mehr Wafer als herkömmliche DRAMs benötigt und damit die Versorgung traditioneller Produkte verknappt. Diese Knappheit treibt die Preise und Margen, was sich in den außergewöhnlich starken Kennzahlen widerspiegelt. Für den Markt ist das Ergebnis ein wichtiges Signal: Trotz kurzfristiger Skepsis gegenüber KI-Bewertungen bleibt die reale Nachfrage nach Speicher und Infrastruktur ungebrochen hoch. Die Zahlen von Micron unterstreichen damit, dass der KI-Boom in der industriellen Wertschöpfung angekommen ist – und liefern zugleich einen Belastungstest für all jene, die auf eine schnelle Abkühlung dieser Investitionswelle setzen.

Bitcoin (BTC) – Wie gefährlich ist die Derivate-Achterbahn für den Kryptomarkt?

Bitcoin (BTC, $85.905,74, -2,11%) erlebte im Tagesverlauf eine extreme Achterbahnfahrt: Der Kurs schoss zunächst von etwa $87.000 kurzzeitig über $90.000, nur um anschließend wieder scharf in den Bereich um $87.000 und darunter zurückzufallen. Dieser schnelle Richtungswechsel fiel zeitlich mit abrupten Verlusten bei US-Tech- und KI-Aktien zusammen und löste eine Welle an Liquidationen im Derivatemarkt aus. Binnen vier Stunden wurden laut Handelsdaten rund $190 Millionen an Krypto-Positionen zwangsliquidiert, davon etwa $72 Millionen Longs und $121 Millionen Shorts. In einem anderen Set an Kommentaren ist von rund $120 Millionen an Short- und $200 Millionen an Long-Liquidationen die Rede – gemeinsam zeichnen die Zahlen das Bild einer massiven Bereinigung, die viele kurzfristig positionierte Marktteilnehmer aus dem Markt gespült hat.

Charttechnisch drücken die jüngsten Bewegungen Bitcoin wieder in Richtung wichtiger Unterstützungszonen; im Wochenchart fällt der Kurs zurück auf den Durchschnittspreis, im Tageschart hinterlässt die heutige Kerze ein unruhiges Bild. Trader verweisen auf eine neue Unterstützungszone knapp unterhalb von $87.000 und eine wichtige Linie im Sand bei rund $75.000, während ein kurzfristiges Abwärtsziel von etwa 5% unterhalb der aktuellen Niveaus ins Auge gefasst wird. Trotz der Intraday-Turbulenzen bleiben einige Marktteilnehmer langfristig konstruktiv und sehen das aktuelle Niveau als Chance, um Engagements in Bitcoin taktisch aufzustocken. Kurzfristig dominiert jedoch die Vorsicht: Solche „Intraday-Strohfeuer“ mahnen dazu, die nächsten Handelstage und die Entwicklung der Derivatemärkte genau zu beobachten, bevor neue größere Positionen aufgebaut werden.

Ölpreis (WTI) – Dreht der Markt nach Trumps Blockade-Drohung?

Am Ölmarkt kam es nach einer längeren Schwächephase zu einer moderaten Erholung, nachdem der Preis für WTI zuvor auf den niedrigsten Stand seit 2021 gefallen war. Berichte, wonach Donald Trump eine vollständige Seeblockade für sanktionierte venezolanische Tankschiffe angeordnet haben soll, schürten Sorgen über Angebotsengpässe und sorgten kurzfristig für Kaufinteresse. In der Folge legte der Ölpreis um rund 1,3% zu, auch wenn genaue Referenzniveaus im Tagesverlauf stark schwankten. Parallel dazu dämpften Meldungen über enttäuschende Fortschritte in den Friedensbemühungen in der Ukraine die Hoffnung auf eine rasche geopolitische Entspannung, was den Risikoaufschlag bei Energie erneut anheizte.

Dennoch bleibt das dominierende Narrativ am Ölmarkt das eines strukturellen Überangebots: Die IEA rechnet für das kommende Jahr mit einer Angebotswelle von rund 3,8 Millionen Barrel pro Tag, die auf den Markt zurollt. Diese Perspektive begrenzt das Aufwärtspotenzial des Preises, solange es nicht zu massiven neuen Angebotsausfällen oder überraschend starken Nachfrageimpulsen kommt. Kurzfristig dürfte der Markt daher sensibel auf jede neue Schlagzeile zu Sanktionen, Transportwegen und OPEC-Politik reagieren, während die heute gesehene Erholung vor allem als technische Gegenbewegung in einem überverkauften Umfeld zu interpretieren ist.

KURZNEWS

  • GE Vernova: Die Aktie von GE Vernova fiel im Handel um über 10%, nachdem der breite Ausverkauf bei AI-Werten auch Anbieter von Strom für Rechenzentren erfasste. Trotz sehr starker Quartalszahlen lasteten Spekulationen um mögliche Verzögerungen bei KI-Infrastrukturprojekten im Umfeld von Oracle schwer auf der Stimmung.
  • Vistra: Vistra gehörte mit einem Minus von fast 8% zu den größten Verlierern im Segment der Stromversorger für Rechenzentren. Die Sorgen um die Finanzierung und den Zeitplan großer KI-Projekte lösten eine rasche Neubewertung dieses zuvor stark gelaufenen Themas aus.
  • Constellation Energy: Auch Constellation Energy geriet im Sog der Abgaben bei Power-for-AI-Titeln stark unter Druck. Anleger fürchten, dass Verzögerungen bei Rechenzentrumsbauten die kurzfristigen Wachstumserwartungen dämpfen könnten.
  • GE Vernova – Re-Anchoring-Story: Mittelfristig wird GE Vernova dennoch als Kernholding für Portfolios gesehen, die auf das „Re-Anchoring“ der US-Wirtschaft um Energie und Strom setzen. Das Unternehmen profitiert stark von Rechenzentrumsbauten und der Rückverlagerung energieintensiver Industrien wie Halbleiterfabriken und Stahlwerke in die USA.
  • GE-Turbinen: Nach Unternehmensangaben werden außerhalb Chinas rund 50% aller Elektronen weltweit durch eine GE-Turbine erzeugt. GE Vernova hat seine Kapazitäten verdoppelt, während sich die Turbinenpreise in den vergangenen drei Jahren verdreifacht haben und durch langfristige Serviceverträge ein stabileres, profitableres Geschäftsmodell entsteht.
  • TSMC-Fabs/US-Halbleiter: Die Rückverlagerung der Halbleiterproduktion in die USA, etwa mit den TSMC-Fabs in Arizona, treibt den Bedarf an zuverlässiger Grundlastenergie massiv voran. Davon profitieren vor allem Energie- und Infrastrukturtitel, die den Aufbau dieser großskaligen Industrieprojekte begleiten.
  • Jabil (JBL): Jabil meldete Quartalszahlen, die die Gewinn- und Umsatzerwartungen übertrafen, und hob gleichzeitig die Jahresprognose an. Getrieben wurde das Wachstum durch eine starke Nachfrage von Kunden aus den Bereichen künstliche Intelligenz und Cloud-Computing-Infrastruktur.
  • Hut 8 (HUT): Die Aktien von Hut 8 sprangen deutlich an, nachdem das Unternehmen einen $7 Milliarden-Deal für den Bau eines 245-Megawatt-Rechenzentrums als Teil einer größeren Vereinbarung mit Anthropic vermeldete. Das Projekt soll über 15 Jahre laufen und unterstreicht die strategische Neuausrichtung des Unternehmens in Richtung KI-Infrastruktur.
  • Hut 8/Anthropic-Deal: Konkret arbeitet Hut 8 mit Fluid Stack an einem KI-Rechenzentrum für Anthropic in Louisiana, abgesichert durch einen 15-jährigen Mietvertrag über $7 Milliarden und eine finanzielle Garantie von Google für die Basismietdauer. J.P. Morgan und Goldman Sachs sollen die Finanzierung strukturieren.
  • GE Vernova – Empfehlung: In Analystenkommentaren wird GE Vernova als zentrale Position für Investoren mit Fokus auf Energieinfrastruktur und Reindustrialisierung der USA empfohlen. Der Mix aus wachsendem Turbinengeschäft und margenstarken Serviceverträgen gilt als attraktiver Hebel auf den anhaltenden Boom bei Rechenzentren und Industrieansiedlungen.
  • S&P 500/Nasdaq-Struktur: Marktstrategen verweisen darauf, dass die Top-10-Aktien inzwischen rund 32% der Gewinne im S&P 500 beisteuern und über 41% der gesamten Marktkapitalisierung ausmachen. Diese starke Konzentration verstärkt die Anfälligkeit der Indizes, wenn einzelne Mega-Caps wie die „Mag 7“ stärker korrigieren.
  • Mag-7-Gewichtung: Die sogenannten „Mag 7“-Unternehmen machen inzwischen 40–50% des Nasdaq aus und sind damit wesentliche Kurstreiber. Viele Anleger sind über passive Produkte stärker in diesen Titeln investiert, als ihnen bewusst ist, was die jüngste Korrektur in Tech und KI zusätzlich brisant macht.
  • Alphabet/Google-Komplex: Innerhalb des KI-Sektors bildet sich ein eigener „Google-Komplex“ heraus, getragen vom Gemini-Modell und den firmeneigenen Google TPUs. Investoren honorieren die klare KI-Strategie von Alphabet, was in den letzten drei Monaten zu einer Outperformance gegenüber anderen Mitgliedern der „Mag 7“ geführt hat.
  • GE Vernova – Strom für Rechenzentren: Die wachsende Zahl an Rechenzentren und neuen Halbleiterfabriken erhöht die Nachfrage nach gesicherter Stromversorgung dramatisch. GE Vernova positioniert sich hier als Schlüsselspieler, da seine Turbinen und Serviceleistungen direkt vom Ausbau dieser Infrastruktur profitieren.
  • Jabil – KI-Nachfrage: Die starke Jahresperformance von Jabil, die Aktie liegt etwa 60% im Plus, spiegelt die anhaltend hohe Nachfrage aus der KI- und Cloud-Infrastruktur wider. Das Unternehmen sieht sich als zentralen Fertigungspartner für Elektronikkomponenten, die in Hochleistungsrechenzentren verbaut werden.
  • Coinbase (COIN): Die Deutsche Bank nahm die Coverage von Coinbase mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von $340 auf. Der Analyst erwartet, dass der Kryptobörsenbetreiber seine Marktstellung in eine breitere On-Chain-Plattform überführen und davon finanziell überproportional profitieren kann.
  • Arbeitsmarkt USA: Ökonomen weisen darauf hin, dass die Arbeitsnachfrage in den USA spürbar nachlässt, mit Online-Stellenanzeigen und angebotenen Gehältern auf Viereinhalbjahrestiefs. Trotz einer auf 4,6% gestiegenen Arbeitslosenquote sehen Häuser wie Morgan Stanley jedoch nur eine „kleine Schwächephase“ und erwarten eine Erholung, sobald Belastungsfaktoren im ersten Quartal nachlassen.
  • AI-Jenseits von Mega-Tech: Einige Portfoliomanager suchen KI-Chancen zunehmend außerhalb der prominenten Big-Tech-Namen und richten den Blick auf Branchen wie Kreditkarten, großen Einzelhandel und Cybersicherheit. Dort sollen bestehende Datenbestände und KI genutzt werden, um Prozesse, Vertrieb und Sicherheit zu verbessern – häufig zu deutlich attraktiveren Bewertungen als im eng gefassten KI-Hype-Segment.
  • Bitcoin-ETFs: Im Kryptobereich kam es in den vergangenen drei Wochen zu Abflüssen von rund $10 Milliarden aus Bitcoin– und Ether-ETFs. Beobachter sehen darin vor allem Gewinnmitnahmen und eine Rotation in andere Anlageklassen, während für 2026 mit neuen Absicherungsinstrumenten wie einem Bitcoin-Volatilitätsindex (CME CFBVX) gerechnet wird.

KALENDER Firmen & Unternehmen

EARNINGS

  • INHALT:
    • Micron Technology, Inc. (MU): Quartalszahlen für das am 30. November 2025 beendete Quartal, Veröffentlichung nach US-Börsenschluss. Der Konsens der Analysten erwartete im Vorfeld ein EPS von $3,67, was einem Anstieg von rund 126,54% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
    • Enerpac Tool Group Corp. (EPAC): Ergebnisbericht für das Quartal zum 30. November 2025, nachbörslich. Der Konsens liegt bei einem EPS von $0,38, rund 5% weniger als im Vorjahresquartal.
    • Worthington Steel, Inc. (WS): Quartalszahlen für das am 30. November 2025 beendete Quartal, nach Handelsschluss erwartet. Analysten rechnen mit einem EPS von $0,48, was einem Plus von rund 152,63% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
    • MillerKnoll, Inc. (MLKN): Zahlen zum Quartal bis 30. November 2025, Veröffentlichung nach Börsenschluss. Der Markt erwartet ein EPS von $0,41, etwa 25,45% unter dem Vorjahreswert.

MAKRO

  • INHALT:
    • USA – Verbraucherpreisindex (CPI) November: Veröffentlichung am Donnerstag. Erwartet wird ein Anstieg der Gesamtinflation um 3,1% sowie der Kernrate (ohne Nahrung/Energie) um ebenfalls 3,0% gegenüber dem Vorjahr.
    • USA – Inflationsausblick und Fed-Politik: Die November-CPI-Daten gelten als wichtiger Taktgeber für die weitere Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Eine Zinssenkung bereits im Januar ist laut Marktpreisen weitgehend ausgepreist, sodass Abweichungen von den Erwartungen starke Marktreaktionen auslösen könnten.

IM BLICKPUNKT

  • Deutsche Bank zu COIN: Die Deutsche Bank startete die Coverage von Coinbase (COIN) mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von $340. Der Analyst erwartet, dass Coinbase in die nächste Entwicklungsphase eintritt und seine Position als führende Kryptobörse in eine breitere On-Chain-Plattform mit zusätzlichen Ertragsquellen transformiert.

Crude Ölpreis stürzt ab: XLE und Airlines reagieren

KURZ & KNAPP

Crude – Der Öl-Future CL=F rutscht auf ein Fünfjahrestief und signalisiert einen anhaltenden Bärenmarkt beim WTI. Analysten diskutieren mögliche weitere Rückgänge bis in den Bereich von 40 oder sogar 20 US-Dollar. Gleichzeitig verweisen Banken wie Goldman Sachs und JPMorgan auf Risiken eines massiven Angebotsüberhangs. Die geopolitische Lage rund um Venezuela könnte das ohnehin fragile Gleichgewicht am Ölmarkt zusätzlich verschieben.

Der Energie-ETF XLE bleibt unter Druck, während Öl- und Servicewerte wie Chevron, Exxon Mobil und Halliburton nachgeben. Raffineriebetreiber wie Phillips 66 setzen dagegen auf robuste Margen trotz schwacher Rohölpreise. Von billigem Kerosin profitieren United Airlines, American Airlines und andere Fluggesellschaften. Parallel stabilisieren sich US-Techwerte wie Micron, Seagate, Shopify und Robinhood nach vorangegangenen Rücksetzern.

In Asien zeigen der Nikkei 225 und der Hang Seng moderate Aufschläge, während Schwergewichte wie Kweichow Moutai und CATL leicht nachgeben. Wichtige Makrodaten und Notenbanktermine wie der US-CPI, die Zinsentscheide der BOJ, EZB, BOE, BOT und der Bank Indonesia prägen die Agenda der kommenden Tage. Zudem rücken die anstehenden Quartalszahlen von Micron Technology und Jabil in den Vordergrund.

RÜCKSPIEGEL

An der Wall Street setzten die großen Indizes ihren Erholungskurs fort, während die Futures in der Nacht weitgehend stabil blieben. Besonders im Fokus standen Tech- und AI-getriebene Werte: Micron Technology, Seagate und andere Datenspeicher-Aktien gehörten zu den Top-Performern im S&P 500, getrieben von knapperem Angebot und hoher Nachfrage. Im Gegenzug gerieten Gesundheitswerte wie Pfizer unter Druck, nachdem der Konzern seine Ertrags- und Umsatzaussichten leicht gesenkt hatte, was den zuletzt starken Healthcare-Sektor kurzfristig ausbremste.

Der Tech-Sektor zeigte erste Stabilisierungstendenzen: Im Nasdaq 100 drehten Werte wie AMD, Arista Networks, Dell, Meta, ServiceNow, Workday, Shopify und Robinhood am Nachmittag ins Plus. Gleichzeitig litten Energiewerte deutlich unter dem weiter fallenden Ölpreis, während Fluggesellschaften wie United Airlines und American Airlines von den niedrigeren Kerosinkosten profitierten. Die Volatilität ging zurück, der VIX fiel um knapp 2%, was die bessere Stimmung im Tech-Bereich widerspiegelte.

In Asien eröffneten die Märkte gemischt: Der Nikkei 225 stieg um +0,27% auf 49.705 Punkte, während der Hang Seng um +0,82% auf 25.467 Punkte zulegte. Belastet wurden einzelne chinesische Schwergewichte wie Kweichow Moutai und CATL, die leicht im Minus notierten, ohne klare firmenspezifische Katalysatoren. Anleger in der Region beobachten zudem den weiteren Ölpreisverfall sowie die Diskussionen um die Zentralbanken in Japan, Thailand und Indonesien aufmerksam.

DIE 5 WICHTIGSTEN STORYS

Crude – Ölpreis rutscht auf Fünfjahrestief: Wie tief kann WTI noch fallen?

Der Preis für WTI-Rohöl (CL=F) ist in den letzten sechs Monaten um über 20% gefallen und notiert nahe dem niedrigsten Niveau seit fast fünf Jahren, aktuell um 56,05 Dollar je Barrel. Analysten verweisen auf einen deutlichen Angebotsüberhang, den auch die Internationale Energieagentur als einen der größten Öl-Gluts seit der Pandemie bezeichnet. Technische Analysten wie Carly Garner sehen den Markt klar im Bärenmodus und halten Rückgänge in die niedrigen 40 Dollar oder sogar in den Bereich um 20 Dollar für möglich, während auf der Oberseite ein Widerstand bei rund 65 Dollar verläuft.

Hintergrund des Preisverfalls ist vor allem die Angebotsseite: OPEC+ hat seit April rund 2,9 Millionen Barrel pro Tag an zuvor gekürzter Förderung wieder auf den Markt gebracht, während die USA sowie Produzenten wie Brasilien und Guyana ihre Produktion weiter hochfahren. Hinzu kommen Spekulationen über mögliche Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland, die im Falle einer Lockerung der Sanktionen zusätzliche russische Barrel auf den Weltmarkt bringen könnten. Gleichzeitig dämpfen Wachstumsbedenken angesichts gemischter Konjunkturdaten die Nachfrageperspektive, was den Druck auf die Notierungen verstärkt.

Für die kommenden Monate rechnen Häuser wie Goldman Sachs und JPMorgan mit Ölpreisen im Bereich der 50 Dollar, warnen aber, dass bei ausbleibender Förderdisziplin auch Kurse in den 40ern oder gar 30ern möglich sind – ein Szenario, das für die US-Schieferindustrie als „katastrophal“ gilt. Kurzfristige saisonale Jahresendrallyes dürften nach Einschätzung der Techniker nur temporär bleiben, solange kein klarer Kapitulationspunkt erreicht ist. Für Anleger bedeutet dies: Das Chance-Risiko-Profil im Öl bleibt asymmetrisch, zyklische Rebounds sind möglich, doch der übergeordnete Trend zeigt weiter abwärts.

XLE – Energieaktien unter Druck: Wann dreht der Sektor?

Der Energiesektor, gemessen am ETF XLE, notiert trotz stabiler Vortagesperformance bei 44,10 Dollar klar in der Defensive, nachdem der Ölpreis über sechs Monate mehr als 20% eingebüßt hat. In den USA gehörten nahezu alle großen Öl- und Servicewerte zu den Verlierern: Baker Hughes, Diamondback Energy, Halliburton, APA, Marathon Petroleum und EOG Resources zogen den Markt nach unten, während auch Schwergewichte wie Chevron und Exxon Mobil schwächer tendierten. Der gesamte Ölkomplex steht damit so stark unter Druck wie seit Jahren nicht mehr.

Belastet wird die Branche von mehreren Faktoren: Zum einen sorgen die stetig steigenden Fördermengen der OPEC+ und die Prognose eines großen Überangebots im kommenden Jahr für Preisdruck. Zum anderen nähren Berichte über Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland die Erwartung, dass bei einer Einigung weitere russische Ölmengen auf den Markt drängen könnten. Hinzu kommt die geopolitische Komponente um Venezuela, dessen riesige Ölreserven im Fokus stehen – nicht zuletzt aufgrund der politischen Agenda von Donald Trump, der auf besseren Zugang zu diesen Ressourcen abzielt.

Für Anleger stellt sich die Frage, ob der Sektor bereits den Boden ausgelotet hat oder ob weitere Abgaben drohen. Während Produktionswerte klar unter dem niedrigen Ölpreis leiden, profitieren auf der anderen Seite Fluggesellschaften von günstigem Kerosin, was die sektorübergreifende Rotation verstärkt. Sollte sich die globale Konjunktur weiter eintrüben und das Überangebot anhalten, könnte XLE kurzfristig unter zusätzlichem Druck bleiben, mittelfristig aber als Turnaround-Kandidat interessant werden, sobald ein nachhaltiger Boden im Ölpreis erkennbar ist.

PSX – Phillips 66 setzt auf starke Margen trotz Öl-Bärenmarkt

Während der Rohölpreis deutlich gefallen ist und sich WTI klar im Bärenmarkt befindet, zeigt sich Phillips 66 optimistisch für das eigene Geschäftsmodell. Das Unternehmen erwartet trotz sinkender Rohölpreise stabile bis steigende Raffineriemargen, weil weltweit die Kapazitäten im Raffineriesektor begrenzt sind. Entscheidend für Phillips 66 ist weniger der absolute Ölpreis als die Spanne zwischen Rohölkosten und den Preisen für Produkte wie Benzin, Diesel und Jet Fuel.

Im jüngst vorgestellten Kapitalbudget von 2,4 Milliarden Dollar fokussiert sich Phillips 66 stark auf den Ausbau des Midstream-Geschäfts, insbesondere entlang der NGL-Wertschöpfungskette, sowie auf die Optimierung der Raffinerie-Operationen. Das Unternehmen profitiert zudem indirekt vom wachsenden Energiehunger der Rechenzentrums-Industrie, da der steigende Strombedarf häufig über Gasgeneration gedeckt und damit zusätzliche Volumina im Gas- und NGL-Handling erzeugt werden. Der Ölpreisrückgang belastet Phillips 66 nicht unmittelbar, da der Konzern selbst kein Öl fördert, sondern primär als Verarbeiter und Vermarkter agiert.

Regulatorisch profitiert Phillips 66 von einer zuletzt eher energie-freundlichen Politik, etwa im Rahmen des „One Big Beautiful Bill Act“, auch wenn es im Bereich der erneuerbaren Kraftstoffe weiterhin Herausforderungen gibt. Entscheidend für die Profitabilität bleibt, dass der niedrige Ölpreis nicht mit einem gleichzeitigen massiven Nachfrageeinbruch einhergeht – denn dann könnten auch die Produktpreise und Margen unter Druck geraten. Für Investoren bleibt der Titel ein Beispiel dafür, wie integrierte Energie- und Midstream-Modelle in einem schwachen Ölpreisumfeld Widerstandskraft zeigen können.

VENEZUELA – US-Militärdruck und Tanker-Blockade: Was bedeutet das für den Ölmarkt?

Die geopolitischen Spannungen rund um Venezuela nehmen deutlich zu und könnten den Ölmarkt an einem sensiblen Punkt treffen. Das US-Verteidigungsministerium hat den Kongress über einen militärischen Aufbau in der Karibik informiert, inklusive Diskussionen über mögliche Bodenschläge gegen Drogenproduktionsstätten und Luftabwehranlagen. Zusätzlich hat Donald Trump laut jüngsten Aussagen eine Blockade von sanktionierten Öltankern angeordnet, die nach oder aus Venezuela fahren, um den Druck auf die Regierung von Nicolás Maduro zu erhöhen.

Venezuela verfügt über die weltweit größten nachgewiesenen Ölreserven, ist jedoch aufgrund jahrelanger Misswirtschaft, Sanktionen und Infrastrukturproblemen kein großer Produzent. Trotzdem hat das Land Gewicht im globalen Angebotsgefüge, da zusätzliche oder wegfallende Barrel aus Venezuela die Balance an einem bereits von Überangebot geprägten Markt verschieben können. Die jüngste Beschlagnahme eines venezolanischen Rohöltankers durch die USA hat sofort zu größerer Vorsicht bei internationalen Raffinerien geführt, die nun das Risiko scheuen, in sanktionierte Lieferketten einzusteigen.

Auf dem Seeweg hat sich diese Unsicherheit bereits manifestiert: Einige Rohöltanker auf dem Weg nach Venezuela kehrten auf halber Strecke um, weil Reedereien kein Risiko für Ladung, Schiff und Besatzung eingehen wollen. Kurzfristig kann der Entzug venezolanischer Barrel aus dem Markt den Ölpreis stützen und die zuletzt sehr bärische Tendenz beim Rohöl etwas abfedern. Mittel- bis langfristig bleibt jedoch offen, ob geopolitischer Druck zu einer politischen Neuordnung mit später steigenden Exporten führt oder ob ein anhaltendes Sanktionsregime das globale Angebot strukturell verknappt.

AIRLINES – Billiges Kerosin: Rückenwind für US-Fluggesellschaften

Der drastische Rückgang des Ölpreises wirkt sich unmittelbar auf die Kostenstruktur der Flugbranche aus und sorgt für Kursgewinne bei US-Airlines. Da Kerosin einer der größten Kostenblöcke im Airline-Geschäft ist, profitieren Gesellschaften wie United Airlines und American Airlines direkt von den gesunkenen Notierungen für Rohöl und Flugbenzin. Entsprechend zählten die Titel zuletzt zu den Gewinnern am Markt, während Energieproduzenten und Serviceunternehmen unter Druck gerieten.

Der Ölpreis hat in den vergangenen sechs Monaten über 20% verloren und notiert bei WTI nahe dem tiefsten Stand seit fast fünf Jahren, was die Treibstoffrechnung der Fluglinien deutlich entlastet. Für Airlines kommt dieser Effekt zu einem Zeitpunkt, an dem der Wettbewerb im Niedrigpreissegment intensiv bleibt und Margen unter Druck stehen – wie etwa die Fusionsgespräche zwischen Frontier Airlines und der insolvenzbedrohten Spirit Airlines zeigen, die in einem schwierigen Marktumfeld nach Skaleneffekten suchen. Niedrige Treibstoffkosten verbessern hier die Überlebens- und Konsolidierungschancen zusätzlich.

Für Investoren bedeutet der aktuelle Ölpreisrückgang eine klassische sektorale Rotation weg von Energieproduzenten hin zu Treibstoffverbrauchern wie Fluggesellschaften. Sollte der Ölpreis gemäß den Prognosen einiger Analysten länger in den 50 Dollar-Bereich oder darunter verharren, könnte das die Profitabilität der Airlines über mehrere Quartale stützen. Gleichzeitig bleibt das Umfeld anfällig für plötzliche geopolitische Schocks im Ölmarkt, die diese Kostenvorteile rasch wieder schmälern könnten.

KURZNEWS

  • MU – Micron Technology: Micron gehört in diesem Jahr zu den Top-Performern im S&P 500, getrieben von immenser Nachfrage nach Speicherchips und knappem Angebot. Analysten erwarten für das morgen anstehende Quartal ein deutliches Übertreffen der Umsatz- und Gewinnerwartungen, während Jim Cramer vor der zyklischen Natur des Geschäfts („Boom and Bust“) warnt.
  • MU – Micron Technology: Vor den Zahlen morgen Abend rechnen Analysten mit einem Umsatzsprung von fast +50% auf rund 13 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 3,97 Dollar, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Zahlreiche Brokerhäuser stellen sich auf deutlich übertroffene Erwartungen und Anhebungen der Prognosen ein.
  • JBL – Jabil: Jabil legt morgen vor Börsenstart Zahlen vor und steht als AI-Zulieferer im Fokus. Besonders spannend ist die Sparte „Intelligent Infrastructure“, für die ein Umsatzplus von rund +50% auf 3,7 Milliarden Dollar erwartet wird.
  • SEAG – Seagate: Seagate zählt zu den Top-Performern im S&P 500, profitiert von der starken Dynamik im Datenspeicher-Markt und einem knappen Angebot. Anleger setzen darauf, dass die AI-getriebene Nachfrage die Margen in den kommenden Quartalen weiter stützt.
  • AAPL – Apple: Apple-Zulieferer legten in Asien zu, nachdem ein Bericht von „The Information“ eine massive Erweiterung der iPhone-Produktlinie bis 2027 skizzierte. Geplant sind demnach mindestens sieben neue Modelle, darunter ein erstes faltbares iPhone für den Herbst 2026.
  • FORD – Ford Motor: Ford steigt in das Geschäft mit stationären Batteriespeichersystemen ein, was den Markt für chinesische Batteriehersteller unter Druck setzen könnte. Laut UBS droht einigen chinesischen Wettbewerbern ein Verlust von Marktanteilen in den USA.
  • TWE – Treasury Wine Estates: Die Aktie von Treasury Wine Estates brach intraday um bis zu 17% ein und markierte den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Das Unternehmen leidet unter Nachfrageschwäche in den Wachstumsmärkten USA und China, streicht Investitionen, verkauft Vermögenswerte, kürzt Kosten und stoppt ein Aktienrückkaufprogramm über 133 Millionen Dollar.
  • LKNCY – Luckin Coffee: Luckin Coffee erwägt ein Übernahmeangebot für Blue Bottle Coffee von Nestlé, um sein Markenprofil zu schärfen und in das Premiumsegment vorzustoßen. Parallel prüft das Unternehmen weitere potenzielle Übernahmeziele.
  • ULCC – Frontier Airlines / SAVE – Spirit Airlines: Frontier Airlines befindet sich in intensiven Gesprächen über eine Fusion mit der angeschlagenen Spirit Airlines. Beide Low-Cost-Carrier sehen in einem Zusammenschluss die Chance, durch Skaleneffekte im schwierigen Airline-Markt zu überleben.
  • LVS – Las Vegas Sands: Goldman Sachs hat Las Vegas Sands hochgestuft, da das Unternehmen besonders von der Entwicklung in Singapur und Macau profitiert. Die Bank verweist auf ein EBITDA-Wachstum von über +50% und bezeichnet die Aktie als klaren „Asia-Call“.
  • MAR – Marriott International: Marriott wurde von Goldman Sachs auf „Buy“ hochgestuft und als „Best in Class“ im Hotelsektor bezeichnet. Das Haus erwartet positive Effekte durch Steuererleichterungen sowie durch den kommenden World Cup und sieht ab März eine sequentielle Verbesserung der Buchungsdaten.
  • M – Macy’s: Die Aktie von Macy’s liegt im Jahresvergleich rund +35% im Plus und verzeichnet damit die erste nachhaltige Jahresrallye seit fünf Jahren. CEO Tony Spring treibt einen Turnaround voran, der auf ein besseres Kundenerlebnis und stärkere Eigenmarken setzt.
  • WBD – Warner Bros. Discovery: Warner Bros. Discovery will seinen Aktionären empfehlen, das feindliche Übernahmeangebot von Paramount abzulehnen. Stattdessen setzt das Management auf einen Deal mit Netflix, der die Studios, HBO und das Streaminggeschäft mit knapp 83 Milliarden Dollar inklusive Schulden bewertet und mehr Transaktionssicherheit biete.
  • CMCSA – Comcast: Comcast legte um +5,5% zu und gehörte zu den Top-Performern im S&P 500 und Nasdaq 100. Treiber waren auffällige Aktivitäten im Swaps- und Optionsmarkt sowie Spekulationen, dass ein aktivistischer Investor („Heuschrecke“) einsteigen könnte.
  • PYPL – PayPal: Die Aktie von PayPal stieg um +2,3%, nachdem das Unternehmen in den USA einen Antrag auf eine Banklizenz gestellt hat. Analysten sehen darin einen logischen Schritt zur besseren Monetarisierung des Geschäftsmodells, weisen aber auf die Unsicherheit beim Zeitplan hin.
  • DKNG – DraftKings: DraftKings verzeichnete nach „höchst ungewöhnlichen Verlusten“ im operativen Geschäft Kursrückgänge. Jim Cramer betont jedoch, das Unternehmen sei gut geführt, die Branche konsolidiere sich, und er würde die Aktie weiterhin halten.
  • ARM – Arm Holdings: Die Aktie von Arm Holdings gab um rund 3% nach und setzte damit die Schwäche der Vortage fort. Auslöser waren erneut negative Analystenkommentare, die den Abgabedruck verstärkten.
  • LEN – Lennar: Die Titel von Lennar fielen nachbörslich um etwa 3,8%, nachdem der Gewinn je Aktie mit 2,03 Dollar die Erwartung von 2,24 Dollar verfehlte. Zwar lag der Umsatz mit 9,4 Milliarden Dollar über den Prognosen, doch die Ertragsaussichten für das Gesamtjahr bleiben hinter den Markterwartungen zurück.
  • PFE – Pfizer: Pfizer senkte seine Ausblicke für Umsatz und Ertrag im kommenden Jahr leicht, was die Aktie und den gesamten Pharmasektor belastete. Dies stoppte vorerst die Rotation in defensive Healthcare-Werte, die zuletzt zu den Gewinnern im S&P Equal Weight Index zählten.
  • SHOP – Shopify / HOOD – Robinhood / AFRM – Affirm: Shopify und Robinhood erholten sich nach vorangegangenen Kursverlusten und gehörten zu den Gewinnern im Tech- und Fintech-Segment. Affirm legte deutlich zu, nachdem sich das Management auf einer Analystenkonferenz optimistisch zum laufenden Quartal äußerte.

KALENDER Firmen & Unternehmen

EARNINGS

  • JABIL (JBL): Quartalszahlen – vor US-Handel (morgen)
  • MICRON TECHNOLOGY (MU): Quartalszahlen – nach US-Handel (morgen)

MAKRO

  • USA: Verbraucherpreise (CPI) Dezember – Donnerstag vor US-Markteröffnung
  • JAPAN: BOJ-Zinsentscheid – Freitag
  • EUROZONE: EZB-Sitzung mit neuen Wachstumsprognosen – Termin laut EZB-Kalender
  • GROSSBRITANNIEN: BOE-Zinsentscheid – Termin laut BOE-Kalender
  • THAILAND: BOT-Zinsentscheid – heute Nachmittag Ortszeit
  • INDONESIEN: Bank-Indonesia-Zinsentscheid – heute

IM BLICKPUNKT

  • Goldman Sachs zu LVS: Hochstufung für Las Vegas Sands (LVS), begründet mit einem EBITDA-Wachstum von über +50% in Singapur und Macau; die Aktie wird als klarer „Asia-Call“ positioniert.
  • Goldman Sachs zu MAR: Aufstufung von Marriott International (MAR) auf „Buy“ mit der Begründung „Best in Class“ im Hotelsektor; erwartet werden deutliche Vorteile durch Steuerreformen und zusätzliche Nachfrageimpulse rund um den World Cup.

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(Kein Titel)

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