KURZ & KNAPP
Oracle und Broadcom stehen wegen schwächerer KI- und Datencenter-Signale unter Beobachtung. Analysten kritisieren Einmaleffekte in der Gewinnrechnung und warnen vor überdehnten Capex-Plänen. Zugleich bleiben Zweifel an der Tragfähigkeit der hochgehebelten KI-Infrastruktur. Die Federal Reserve sorgt mit erneuten Zinssenkungen und zusätzlichen T-Bill-Käufen für reichlich Liquidität und Fragen nach Systemrisiken.
An den US-Börsen erzeugt die Rotation von Tech hin zu Industrie-, Finanz- und Value-Titeln spürbare Verschiebungen. Edelmetalle wie Gold und vor allem Silber sowie Industrierohstoffe wie Kupfer markieren markante Marken, während Öl und Gas technisch uneinheitlich wirken. Kryptowährungen wie Bitcoin bleiben trotz Rücksetzern in einem übergeordneten Aufwärtstrend.
In Europa klettert der DAX auf neue Rekordbereiche, getragen von Zyklikern wie Siemens, Daimler Truck und Bilfinger. Auch Konsum- und Sportartikelwerte wie Adidas, Puma und Nike melden sich zurück. Strategen heben zudem die Bedeutung von Emerging Markets, der globalen Rohstoffstory und der anhaltenden Debatte um Staatsverschuldung und Refinanzierungsbedarf der USA hervor.
AUSBLICK US-Märkte
- Diverse Analysten zu KI- und Cloud-Sektor (u.a. ORCL, AVGO, KI-Infra): Nach den enttäuschenden Ergebnissen von Oracle und Broadcom warnen mehrere Häuser vor einem möglichen „Platzen der KI-Datencenter-Blase“ und sehen die Qualität der Gewinne – etwa bei Broadcoms EPS, das ohne Einmaleffekte eher bei 0,46 US-Dollar statt 1,95 US-Dollar liegen soll – kritisch. Investoren werden zu mehr Selektivität und Fokus auf solide Cashflows statt aggressiv fremdfinanzierter Capex-Storys aufgerufen.
- Makro- und Bankenstrategen zur Fed und US-Finanzsystem: Kommentatoren interpretieren die neuen T-Bill-Käufe der Fed in Höhe von rund 40 Milliarden US-Dollar pro Monat und die Aufhebung der 500-Milliarden-Grenze für die Standing Repo Facility als Zeichen latenter Spannungen im Bankensystem. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass rund 80% der US-Gesamtschulden bis 2026 refinanziert werden müssen, was die Rolle der Fed als Käufer und Stabilisator von Staatsanleihen weiter aufwertet.
- Rohstoff-Analysten zu Silber: Marktbeobachter stellen fest, dass Silber gemessen an verschiedenen Indikatoren – inklusive des Silber-zu-S&P-500-Verhältnisses – so überkauft ist wie seit 45 Jahren nicht mehr. Trotz eines weiterhin positiven strukturellen Ausblicks sehen sie kurzfristig erhöhtes Rückschlagsrisiko und empfehlen vorsichtiges Positionsmanagement.
- Strategen zu Emerging Markets (JP Morgan): JP Morgan stuft Emerging Markets als dauerhaftes Kernthema bis mindestens 2026 ein, mit erwarteten Wachstumsraten von etwa 2,0% für die USA, 1,5% für die EU, 4–5% für China und 3,3% für EM ex-China. Die Bank betont, dass massive KI-Investitionen, US-Steuersenkungen und eine nur temporär starke Dynamik in China (vor allem im ersten Halbjahr 2026) die relative Attraktivität ausgewählter Schwellenländer erhöhen.
- Strategen zu Rohstoffen allgemein: Einige Häuser sehen Rohstoffe in einem strukturellen Aufwärtstrend, da sie zentrale Inputfaktoren der technologischen Transformation sind und die Preisseite im Energiesektor nach unten begrenzt erscheint. Besonders im Fokus stehen neben Öl auch Metalle wie Kupfer, dessen jüngster Rekordlauf als Indikator für stärkere Nachfrage nach Ende des Fed-Zinserhöhungszyklus gewertet wird.
DIE 5 WICHTIGSTEN STORYS
DAX auf Rekordkurs: Jahresendrallye, Branchenrotation und zyklische Gewinner
Der DAX 40 hat in den vergangenen Tagen einen massiven Kursschub erlebt und dabei den Abwärtstrend vom Allzeithoch klar nach oben durchbrochen. Der Index kletterte auf rund 24.300 Punkte und ließ die psychologisch wichtige Marke von 24.000 deutlich hinter sich, beflügelt von der US-Zinssenkung und einer freundlichen Stimmung an den asiatischen Tech-Märkten. Aktuell notiert der DAX um 24.4 und visiert kurzfristig die Marke von 24.500 Punkten an; im weiteren Verlauf bis Jahresende sehen Trader gutes Potenzial für ein Anlaufen des Allzeithochs bei 24.771 Punkten. Ein Wochenschluss über 24.400 wird als starkes technisches Signal gewertet, das die Chancen auf eine Verlängerung der Rallye nach Norden deutlich erhöht.
Besonders interessant ist die Branchenrotation, die sich parallel zur Bewegung in den USA zeigt. Während der techlastige Nasdaq teilweise im Minus tendiert, gewinnen zyklische und dividendenstarke Titel im DAX an Bedeutung. Die jüngste Leitzinssenkung der Fed sowie steigende Anleiherenditen – etwa 4,15–4,17% in den USA – begünstigen klassische Zykliker und Industriedienstleister wie Bilfinger, die durch das Überwinden charttechnischer Widerstände neue Kaufsignale geliefert haben. Auch große Industrie-Bluechips wie Siemens werden als Profiteure eines erwarteten Konjunkturaufschwungs gesehen und könnten nach Ansicht von Analysten bis Jahresende wieder Kurse um 250 Euro erreichen. Hinzu kommen Nutzfahrzeughersteller wie Daimler Truck mit Kurszielen von 42 bis im Best Case 45 Euro, die die zyklische Erholung bereits im Kursverlauf widerspiegeln.
Aus saisonaler Sicht kommt dem DAX zugute, dass der Index historisch besonders starke Monate im Januar, April, Juli und Dezember aufweist, was die Hoffnung auf eine Jahresend-Rallye trotz anhaltender Skepsis am Markt nährt. Statistisch sind neue Allzeithochs im Dezember gut untermauert, sofern das technische Bild intakt bleibt und Schlüsselunterstützungen – insbesondere 24.200 und 24.150 – nicht signifikant unterschritten werden. Der sehr niedrige VDAX um 15,09 deutet zudem auf eine Rallye ohne große Pausen hin, könnte aber bei unerwarteten Schocks schnell anspringen. Für Trader bleibt der DAX damit ein klar bullischer Markt, in dem Rücksetzer eher als Einstiegschancen gesehen werden. Strukturell profitieren neben Industriewerten auch ausgewählte Konsum- und Luftfahrtaktien, etwa Lufthansa, die von ungebrochener Reiselust und einem möglichen Ausbruch über den Widerstand bei 8,30–8,35 Euro träumt, was ein technisches Ziel bis 9,20–9,50 Euro eröffnen würde.
Rotation nach der Fed: Von Tech zur Old Economy – Dow stark, Nasdaq wackelt
Die dritte Zinssenkung der Federal Reserve in Folge hat die große Sektor-Rotation an der Wall Street weiter befeuert. Während die großen US-Indizes neue oder nahe Allzeithochs markierten, stieg der Dow Jones am Donnerstag um mehr als 600 Punkte, getrieben von Industriewerten, Materialien und Finanztiteln. Gleichzeitig gerieten Technologie– und Kommunikationsdienstleister unter Druck, was sich insbesondere in schwächeren Nasdaq-Futures widerspiegelt, die vor der heutigen US-Eröffnung mit bis zu -0,56% im Minus liegen. Die Rotation weg von hoch bewerteten Tech-Namen wird von manchen Marktteilnehmern als Trend gesehen, der sich bis 2026 fortsetzen könnte, vor dem Hintergrund höherer Zinsen, steigender Kapitalbindung und einer Neubewertung der KI-Euphorie.
Fundamental wird diese Entwicklung durch ein Umfeld getragen, in dem monetäre und fiskalische Stimuli weiterhin aktiv sind, aber die Renditen am langen Ende – etwa die 10-jährige US-Treasury mit 4,17% – eine attraktive Alternative zu riskanten Growth-Stories bieten. Gleichzeitig verweisen Strategen auf einen möglichen „Superzyklus“ bei Investitionsausgaben, M&A-Aktivitäten und Infrastruktur, der vor allem klassischen Zyklikern und Finanzwerten zugutekommen soll. Die S&P 500 liegt auf Jahressicht nahe einem Plus von +20% – zum dritten Mal in Folge –, wobei die Marktbreite zuletzt zunahm und nicht mehr ausschließlich von Mega-Cap-Tech getrieben wird. Historische Daten zeigen zudem, dass Zinssenkungszyklen bei robustem Wachstum häufig Rückenwind für Aktien liefern, auch wenn das Bewertungsniveau bereits anspruchsvoll ist.
Für Trader bedeutet die aktuelle Konstellation, dass reine Tech- und KI-Beta-Strategien erstmals seit Monaten ernsthafte Konkurrenz durch Value- und Zykliker-Allokationen bekommen. Das Argument, ein überkaufter Markt müsse zwangsläufig sofort korrigieren, wird von einigen Häusern explizit zurückgewiesen: Überkaufte Zustände könnten laut ihnen eher eine Bedingung darstellen, die über längere Zeit anhalten kann, anstatt ein direktes Verkaufssignal. Kurzfristig könnte die Underperformance des Nasdaq anhalten, solange Enttäuschungen bei Einzelwerten wie Oracle und Broadcom nachwirken und Anleger Gewinne in Highflyern realisieren. Mittel- bis langfristig rückt damit die Frage in den Vordergrund, ob Investoren ihre Portfolios stärker diversifizieren und Cashflows aus Gewinnersektoren wie Industrie, Energie und Finanzwerte nutzen, um Rücksetzer in qualitativ hochwertigen Wachstums- und KI-Werten selektiv einzukaufen.
Fed schneidet Zinsen, pumpt Liquidität – Rallye auf Rekordständen, aber Systemfragen nehmen zu
Die US-Notenbank hat ihre dritte Zinssenkung in Folge vollzogen und zugleich die Wachstumsprognose leicht nach oben sowie die Inflationserwartung moderat nach unten angepasst, was die Risikofreude an den Märkten weiter angeheizt hat. Gleichzeitig startete die Fed am 12. Dezember mit monatlichen Käufen von etwa 40 Milliarden US-Dollar in kurzlaufenden Staatsanleihen (T-Bills), um das Finanzsystem zu stützen und Banken zusätzliche Liquidität zu verschaffen. Parallel wurde die Obergrenze von 500 Milliarden US-Dollar für die Standing Repo Facility aufgehoben – ein Notfenster, an das sich Institute wenden, wenn sie anderweitig keine Refinanzierung mehr bekommen. Die unmittelbare Reaktion an den Geldmärkten war ein deutlicher Rückgang der SOFR-Rate auf etwa 3,9%, den niedrigsten Stand seit drei Jahren, was auf eine Entspannung im kurzfristigen Funding deutet.
Hinter der offensichtlichen Börsen-Euphorie sehen einige Marktbeobachter aber auch Alarmzeichen. Zum einen ist die Margin Debt, also die Verschuldung auf Wertpapierdepots, auf einem absoluten Rekordhoch, was auf eine außergewöhnlich hohe Hebelung im System hindeutet. Zum anderen weist die Fed-Liquiditätsoffensive darauf hin, dass die Notenbank angesichts der Tatsache, dass rund 80% der US-Gesamtschulden bis 2026 refinanziert werden müssen, einen reibungslosen Ablauf am Markt für Staatsanleihen sicherstellen will. Kritische Stimmen sprechen bereits von zwei parallelen Spielfeldern: einer verdeckten Bankenrettung und einer Unterstützung der Regierung bei der massiven Neuemission von Schuldtiteln. Hinzu kommen interne Differenzen im FOMC, wo etwa Austin Goolsbee für eine Zinspause plädierte, während andere Mitglieder aus Sorge um den Arbeitsmarkt weitere Lockerungsschritte rechtfertigten.
Trotz dieser Spannungsfelder bleiben Aktien auf oder nahe Allzeithochs, was die Frage aufwirft, wie nachhaltig der aktuelle Bullenmarkt ist, wenn er durch geldpolitische Stützungsmaßnahmen und hohe Hebelung angetrieben wird. Sollte das Vertrauen in die Tragfähigkeit der US-Staatsfinanzen oder in die Funktionsfähigkeit der Geldmärkte erodieren, könnten die derzeitigen Liquiditätsspritzen als Frühindikator für tieferliegende Systemrisiken interpretiert werden. Für Anleger erhöht sich damit die Bedeutung eines konsequenten Risikomanagements: Neben einer sektoral breiter aufgestellten Aktienallokation rücken Liquiditätsqualität, Laufzeitenstruktur bei Anleihen und das Exposure zu hoch verschuldeten Vehikeln stärker in den Fokus. Kurzfristig überwiegt zwar der Rückenwind durch die Fed und die Aussicht auf weitere, wenn auch moderatere Zinssenkungen im kommenden Jahr, doch mittel- bis langfristig steigt die Abhängigkeit der Märkte von einer fortgesetzten Bereitschaft der Notenbank, als Sicherheitsnetz für Banken- und Staatsschulden zu fungieren.
KI-Infrastruktur unter Druck: Oracle-Enttäuschung, Broadcom-Schock und Zweifel an der Datacenter-Rallye
Die hochgejubelte KI-Datencenter-Story bekommt erste tiefe Risse: Nach den als „Desaster“ bezeichneten Zahlen von Oracle hat nun auch Broadcom Anleger deutlich enttäuscht. Broadcom meldete zwar auf den ersten Blick einen GAAP-Profit von 8,5 Milliarden US-Dollar, doch darin steckte eine einmalige Steuergutschrift von 3 Milliarden US-Dollar, wodurch der „reale“ Gewinn pro Aktie nur bei etwa 0,46 US-Dollar liegen soll statt der kommunizierten 1,95 US-Dollar. Besonders kritisch bewertet wurde der vage Ausblick für das AI-Chip-Geschäft: CEO Hock Tan sprach von einem Auftragsbestand von 73 Milliarden US-Dollar an AI-Produkten über die nächsten sechs Quartale, ohne jedoch einen klaren Jahresumsatz für das Segment zu nennen. Zudem sollen die Umsätze mit neuen XPU-Lösungen erst zwischen 2027 und 2029 in nennenswerter Höhe anlaufen, nicht schon 2026, wie von vielen Investoren erhofft.
Bei Oracle sorgten bereits zuvor hohe Investitionspläne in KI-Infrastruktur bei gleichzeitig enttäuschenden Prognosen für eine deutliche Ausweitung der Credit Default Swaps und wachsende Zweifel an der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Mehrere Analysten warnen inzwischen, dass der Ausbau der KI-Infrastruktur zunehmend über Fremdkapital finanziert wird und die Margen unter Druck geraten: KI bringe zwar enormen Volumen-Zuwachs, „fresse“ aber den Profit. Datenzentren entwickelten sich von Cashflow-Maschinen zu hochgehebelten Finanzvehikeln, was Parallelen zu früheren Phasen exzessiver Finanzinnovation aufwerfe. Dazu kommt die Kritik an „zirkulären Deals“ im AI-Ökosystem – etwa bei Nvidia und OpenAI –, bei denen Beteiligungen und Gegengeschäfte die Transparenz der tatsächlichen Nachfrage und Profitabilität verwässern könnten; selbst Microsofts AI-Chef beobachtet diese Strukturen sehr genau.
Auf Makro-Ebene verschärfen Energie- und Infrastrukturengpässe die Zweifel an einer friktionslosen Skalierung der KI-Revolution: Während China derzeit an 30 Atomreaktoren baut, wurden in den USA in jüngerer Zeit keine neuen Projekte dieser Größenordnung gestartet, und immer mehr Energievorhaben für Rechenzentren werden wegen steigender Strompreise storniert. Das wirft die Frage auf, ob die ambitionierten KI-Capex-Pläne überhaupt physisch und wirtschaftlich umsetzbar sind, ohne die Profitabilität massiv zu beeinträchtigen. Für Investoren bedeutet das keinen Abgesang auf KI als Langfrist-Thema – viele Häuser sehen den strukturellen Trend über 10–15 Jahre weiter intakt –, aber eine klare Mahnung zur Selektivität. Anstatt blind auf die nächsten Posterchilds zu setzen, rückt eine breitere Sicht auf das Ökosystem in den Vordergrund, inklusive asiatischer Zulieferer in Süd Korea, Japan und ASEAN, die in Assembly & Testing tätig sind. Kurzfristig könnte aber das Narrativ eines „Platzens der KI-Datacenter-Blase“ die Bewertungsfantasie vieler Highflyer begrenzen und Volatilität deutlich erhöhen.
Rohstoffe im Fokus: Rekord-Gold, Silber-Extrem, Öl- und Kupferpreissignale
Am Rohstoffmarkt häufen sich Signale eines neuen Aufschwungs, angeführt von Gold, das jüngst ein neues Allzeithoch markiert hat. In einem vierstündigen Chartbild hat der Goldpreis den entscheidenden Widerstand der sogenannten „Welle 1“ nach oben durchbrochen, was technisch als klares Kaufsignal gilt. Analysten, die bereits long positioniert sind, haben ihre Stopps über den Einstiegskurs nachgezogen, um Gewinne zu sichern, und sehen damit den Trend eindeutig bestätigt. Parallel dazu ist Silber in einen historischen Extrembereich gelaufen: Nach Einschätzung eines Marktbeobachters ist Silber so überkauft wie seit 45 Jahren nicht mehr, wenn man etwa das Verhältnis Silber zu S&P 500 betrachtet.
Auch bei Industrierohstoffen zeigt sich eine deutliche Dynamik. Kupfer hat ein frisches Rekordhoch markiert, mit Notierungen von rund 11.940 US-Dollar je Tonne und damit nahe der Marke von 12.000 US-Dollar. Der Preisanstieg um +0,6% allein am Berichtstag krönt eine dreiwöchige Rallye, die durch eine Kombination aus knappem Angebot und der Erwartung höherer Nachfrage nach der Fed-Zinssenkung getrieben wird. Vorziehende Lieferungen in die USA vor möglichen neuen Trump-Tarifen auf Kupfer verknappen das Angebot im Rest der Welt zusätzlich. Beim Öl wiederum hat sich der Preis von seinem niedrigsten Schlusskurs seit fast zwei Monaten erholt, gestützt durch eine vom IEA erstmals seit Monaten nach oben angepasste Einschätzung des Marktausgleichs.
Die Diskrepanz zwischen physischem Markt und „Papiermarkt“ bleibt dabei ein zentrales Thema: Laut Analystin Sara Bakshuri reagieren Algorithmen hochsensibel auf Nachrichten und Schlagzeilen, wodurch die Preisbildung manchmal stärker von Sentiment als von realen Flussdaten bestimmt wird. Dennoch habe OPEC durch marktbasierte Entscheidungen und eine realitätsnahe Datapolitik wesentlich zur vergleichsweise geringen Volatilität bei Öl im Jahr 2025 beigetragen – trotz geopolitischer Spannungen in der Ukraine, verschärfter US-Sanktionen gegen Venezuela und globaler Wachstumssorgen. Für Investoren sehen einige Häuser Rohstoffe insgesamt in einem strukturellen Aufwärtstrend, da sie zentrale Inputfaktoren für die technologische Transformation – von Elektromobilität bis hin zu Rechenzentren – darstellen. Gleichzeitig warnen Techniker bei Silber vor der Gefahr einer Korrektur aus einem extrem überkauften Zustand und erwarten im Edelmetallkomplex zwischenzeitliche Rücksetzer, bevor der übergeordnete Bullenmarkt weiterläuft. Im Energiesegment bleibt WTI charttechnisch „auf der Kippe“, weshalb viele Trader nur auf klare Signale agieren, während Natural Gas nach einem heftigen Absturz erst die Ausbildung einer Welle-B-Gegenbewegung abwarten, bevor neue Short- oder Long-Setups attraktiv erscheinen.
KURZNEWS
- BTC – Bitcoin: Die größte Kryptowährung notiert nach einem Rückgang von -0,67% bei rund 92.235 US-Dollar und hält sich weiterhin in einem intakten Aufwärtstrend. Analysten erwarten bei einem Bruch des Wochenhochs im Bereich 94.000–95.000 US-Dollar weiteres Potenzial, während die Zone um 90.000 US-Dollar als wichtige Unterstützung gilt, gestützt durch ETF-Zuflüsse und institutionelle Nachfrage.
- MUV2 – Münchener Rück: Die Aktie des Rückversicherers liegt in einem Cap-Zertifikat (VK 3 8 L 9) rund +35% im Plus und notiert aktuell bei etwa 562,20 Euro, also oberhalb des Cap-Niveaus von 550 Euro mit einer Maximalrendite von +28% im Zertifikat. Trotz Einstufungen US-amerikanischer Analysten als „Hold“ oder „Reduce“ und einer Überbewertung über dem ermittelten fairen Wert überzeugt das Unternehmen mit einem Gewinnsprung von 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf über 6 Milliarden Euro in nur vier Jahren.
- BFL – Bilfinger: Die Aktie des Industriedienstleisters gilt als Profiteur des erwarteten Konjunkturaufschwungs in Deutschland, den die Deutsche Bank mit einem Wachstum von rund +1,5% veranschlagt. Bilfinger hat jüngst den Widerstand aus dem Oktober überwunden und damit ein technisches Kaufsignal generiert, was weiteren Spielraum nach oben eröffnet.
- SHL – Siemens Healthineers / SIE – Siemens (Fokus Siemens): Siemens als klassischer Zykliker könnte nach Einschätzung von Marktbeobachtern bis zum Jahresende wieder Kurse um 250 Euro erreichen. Die Aktie profitiert von der zyklischen Erholung und der Renaissance industrieller Investitionen, die durch niedrigere Zinsen und verstärkte Infrastrukturprogramme unterstützt werden.
- DTG – Daimler Truck: Der Nutzfahrzeughersteller gefällt Analysten charttechnisch sehr gut, mit einem Kursziel von rund 42 Euro, was etwa +10% Potenzial bedeutet. Im Best-Case-Szenario werden in den kommenden Wochen Kurse bis 45 Euro (rund +18–20%) für möglich gehalten, da sich die Konjunkturerholung im Kursverlauf widerspiegelt.
- LHA – Lufthansa: Die Airline profitiert weiterhin von einer ungebrochenen Reiselust und könnte bei einem Ausbruch über den Widerstand bei 8,30–8,35 Euro technisch Luft bis in den Bereich von 9,20–9,50 Euro haben. Trader sehen hier ein Aufwärtspotenzial von etwa +12–13% in den kommenden Wochen und erwägen kleine Trading-Positionen.
- DOUG – Douglas: Der Parfümerie- und Beautykonzern nähert sich einem massiven charttechnischen Widerstand und steht daher auf vielen Watchlists. Ein nachhaltiger Sprung über die Marke von 13 Euro würde ein Kaufsignal mit Kurszielen zwischen 14 und 14,50 Euro liefern, wobei das kommende Weihnachtsgeschäft als zusätzlicher Kurstreiber gesehen wird.
- BMW – BMW: Die Aktie des Münchener Autobauers ist zuletzt wieder gefragt, gestützt durch eine neue Modellpalette und eine Neubewertung des Verbrenner-Themas in der EU. Ein signifikanter Kursanstieg über 91 Euro wurde zunächst von einer Konsolidierung gefolgt, dennoch wird BMW aktuell sogar als „Hotstock“ im Aktionär-Magazin geführt.
- ADS – Adidas: Nach einem schwachen Jahr zählt die Aktie zu den Verlierern, hat aber in der Zone zwischen 155 und 160 Euro eine solide Unterstützungsbasis ausgebildet. Aktuell greift Adidas die Marke von 165–166 Euro an; bei einem positiven Wochenschluss werden Erholungen in Richtung 175–188 Euro erwartet, unterstützt von starken Zahlen des US-Konkurrenten Lululemon, insbesondere aus China.
- PUM – Puma: Puma profitiert von einem optimistischen Branchenausblick und der Erwartung, dass sich auch andere Sportartikelhersteller stabilisieren. Ein laufendes Zertifikat (MM5 NGN) auf die Aktie liegt bereits rund +5,5% im Plus, während Kursziele im Bereich von 22,80–23,00 Euro sowie potenzielle Übernahmefantasie die Story abrunden.
- SU – Schneider Electric: Der französische Elektrotechnik- und Infrastrukturspezialist wird von Analysten als Wert mit sehr großem Kurspotenzial gesehen. In einem gehebelten Produkt (MM5 NGN, Hebel knapp 4) liegt die Position rund +13,5% im Plus, während Häuser wie Bernstein Research das Kursziel auf 275 Euro angehoben haben (aktueller Kurs etwa 240 Euro), gestützt auf eine starke Position im lukrativen Rechenzentrumsmarkt.
- NKE – Nike: Die Aktie des Sportartikelriesen zeigt nach mehreren schwachen Jahren seit der Pandemie Anzeichen eines Turnarounds und legte zuletzt um knapp +3% zu. Analysten sehen ein Kurspotenzial von rund +22% bis etwa 83 US-Dollar, mit besonders bullischen Szenarien, die Kurse bis 120 US-Dollar ins Spiel bringen, während die kommenden Quartalszahlen am 18. Dezember als Weichensteller für 2026 gelten.
- LLY – Eli Lilly: Die Aktie des Pharmakonzerns verzeichnete nach der Vorstellung eines neuen, noch wirksameren Abnehm-Medikaments einen Rückgang von etwa -10%. Dennoch bleibt der übergeordnete Trend klar aufwärtsgerichtet: Seit August hat die Aktie insgesamt um +40–50% zugelegt, was die hohe Erwartungshaltung des Marktes an das Adipositas-Geschäft widerspiegelt.
- COST – Costco: Der Discounter übertraf in seinen jüngsten Zahlen die Erwartungen, insbesondere bei den Same-Store-Sales. Das Wachstum basiert allerdings weniger auf Konsumfreude als auf einem durch Inflation und Preisdruck erzwungenen Sparverhalten der Kunden, die gezielt nach günstigen Angeboten suchen und größere, effizientere Einkäufe tätigen – ein Muster, das auch Walmart und Dollar Tree zeigen.
- LULU – Lululemon: Nach CEO-Abgang und Berichten über interne Machtkämpfe legte die Aktie kurzfristig deutlich zu und schnitt besser ab als befürchtet. Strukturell erkennen Analysten allerdings typische Spätzyklusphänomene: interne Konflikte um Strategie und Markenidentität könnten darauf hindeuten, dass das Wachstum in eine reifere Phase eintritt.
- TLRY – Tilray (Cannabis-Sektor): Cannabis-Aktien wie Tilray steigen im vorbörslichen US-Handel stark, Tilray liegt nach Medienberichten um etwa +28% im Plus. Auslöser sind Signale, dass US-Präsident Trump Marihuana von der höchsten Risikostufe auf eine niedrigere umstufen will, was Vertrieb, Besteuerung und Zugang zu Bankdienstleistungen für den Sektor erleichtern könnte.
- ASML – ASML: Der CEO des europäischen Chipmaschinenbauers bezeichnet das aktuelle KI-Investitionsumfeld als „Arms Race“, sieht aber keine Blase im Sektor. Zugleich warnt er, dass Europa beim globalen Halbleitergeschäft mit nur 1–2% Marktanteil klar zurückliegt und fordert deutlich bessere Rahmenbedingungen, um das Ökosystem wieder stärker auf den Kontinent zu holen.
- SPACE – SpaceX (privat): Elon Musk hat Berichte bestätigt, dass SpaceX im Jahr 2026 an die Börse gehen will, und reagierte damit auf einen Kommentar, wonach nun der richtige Zeitpunkt für ein IPO sei. Über die Bewertung kursieren Spekulationen von bis zu 1,5 Billionen US-Dollar, wobei Musk selbst Schätzungen von 800 Milliarden US-Dollar zurückwies; sein Anteil von über 40% könnte damit höher bewertet sein als seine Beteiligung an Tesla.
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IM BLICKPUNKT
- Diverse Analysten zu KI- und Cloud-Sektor (u.a. ORCL, AVGO, KI-Infra): Nach den enttäuschenden Ergebnissen von Oracle und Broadcom warnen mehrere Häuser vor einem möglichen „Platzen der KI-Datencenter-Blase“ und sehen die Qualität der Gewinne – etwa bei Broadcoms EPS, das ohne Einmaleffekte eher bei 0,46 US-Dollar statt 1,95 US-Dollar liegen soll – kritisch. Investoren werden zu mehr Selektivität und Fokus auf solide Cashflows statt aggressiv fremdfinanzierter Capex-Storys aufgerufen.
- Makro- und Bankenstrategen zur Fed und US-Finanzsystem: Kommentatoren interpretieren die neuen T-Bill-Käufe der Fed in Höhe von rund 40 Milliarden US-Dollar pro Monat und die Aufhebung der 500-Milliarden-Grenze für die Standing Repo Facility als Zeichen latenter Spannungen im Bankensystem. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass rund 80% der US-Gesamtschulden bis 2026 refinanziert werden müssen, was die Rolle der Fed als Käufer und Stabilisator von Staatsanleihen weiter aufwertet.
- Rohstoff-Analysten zu Silber: Marktbeobachter stellen fest, dass Silber gemessen an verschiedenen Indikatoren – inklusive des Silber-zu-S&P-500-Verhältnisses – so überkauft ist wie seit 45 Jahren nicht mehr. Trotz eines weiterhin positiven strukturellen Ausblicks sehen sie kurzfristig erhöhtes Rückschlagsrisiko und empfehlen vorsichtiges Positionsmanagement.
- Strategen zu Emerging Markets (JP Morgan): JP Morgan stuft Emerging Markets als dauerhaftes Kernthema bis mindestens 2026 ein, mit erwarteten Wachstumsraten von etwa 2,0% für die USA, 1,5% für die EU, 4–5% für China und 3,3% für EM ex-China. Die Bank betont, dass massive KI-Investitionen, US-Steuersenkungen und eine nur temporär starke Dynamik in China (vor allem im ersten Halbjahr 2026) die relative Attraktivität ausgewählter Schwellenländer erhöhen.
- Strategen zu Rohstoffen allgemein: Einige Häuser sehen Rohstoffe in einem strukturellen Aufwärtstrend, da sie zentrale Inputfaktoren der technologischen Transformation sind und die Preisseite im Energiesektor nach unten begrenzt erscheint. Besonders im Fokus stehen neben Öl auch Metalle wie Kupfer, dessen jüngster Rekordlauf als Indikator für stärkere Nachfrage nach Ende des Fed-Zinserhöhungszyklus gewertet wird.
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